[498] Pilger bedeutet im Allgemeinen so viel wie Fremder, sodann einen Fußreisenden und im Besondern gibt man den Namen von Pilgern, Pilgrimen und Pilgerinnen solchen Personen, die aus andächtigen und religiösen Beweggründen entfernte Orte besuchen, welche als Heimat oder Schauplatz der Thätigkeit von Religionsstiftern oder wegen anderer religiöser Beziehungen für besonders heilig geachtet werden.
So pilgerten die Juden von allen Seiten zur Feier ihres Osterfestes nach Jerusalem und Tausende mohammed. Pilger besuchen noch jährlich Mekka (s.d.), sowie die Bekenner der namentlich in Ostindien herrschenden verschiedenen Religionen zu bestimmten Zeitpunkten ihre berühmtesten Tempel. Dieselbe Sitte ging auch ins Christenthum über und seit dem 4. Jahrh. wurde besonders das jüdische Land mit den Orten, wo Jesus gelebt und gelitten hatte, das Ziel der christlichen Pilger, deren hier einer in seiner alterthümilchen Tracht abgebildet ist. Diese besteht in der braunen oder grauen Pilgerkutte von wollenem Zeuch, dem breitrandigen Pilgerhut, dem hohen Pilgerstabe und der daran hängenden Pilgerflasche aus einem hohlen Kürbis, wozu auch wol eine der Jägertasche ähnliche Pilgertasche kam. Da die Pilger gewöhnlich über das mittelländ. Meer schifften, um nach Palästina zu kommen, suchten sie dort am Strande Muscheln als Andenken auf und befestigten sie am Mantel und am Hut, der davon zuweilen Muschelhut genannt wird. Um das von der katholischen Kirche noch fortwährend behauptete Verdienst solcher Pilgerfahrten zu erhöhen, legten sich manche Pilger besondere Schwierigkeiten auf und machten z.B. den Weg nach Jerusalem barfuß. Vornehme und Reiche ließen solche Pilgerfahrten auch durch Andere in ihrem Namen verrichten, und die franz. Königin Katharina von Medici schickte einmal zur Sühnung ihrer Sünden einen Pilger nach Jerusalem, welcher auf seiner Reise nach drei Schritten vorwärts, beständig einen zurück machen mußte. Ein Landmann aus der Picardie hatte diesen Auftrag übernommen und erhielt, als er nach mehren Jahren heimkehrte, eine ansehnliche Geldsumme und den Adel zur Belohnung. (S. Wallfahrten.)