Psalm, der

[855] Der Psalm, des -es, plur. die -en, ein Wort, welches seiner Abstammung nach, eigentlich ein Lied, einen Gesang bedeutet, aber nur von den in der Deutschen Bibel hin und wieder vorkommenden geistlichen Liedern gebraucht wird. In engerer Bedeutung führen besonders diejenigen Lieder diesen Nahmen, welche ein ganzes biblisches Buch ausmachen, gemeiniglich dem David zugeschrieben werden, und verschiedenen Inhalts sind, größten Theils aber doch das Lob Gottes zum Gegenstande haben, daher man in der höhern Schreibart auch noch jetzt ein erhabenes Lied, worin das Lob Gottes besungen wird, einen Psalm zu nennen pflegt.


Im allerhöchsten Siegeston,

Mehr Psalm als Siegeslied,

Gleim.


Anm. Es ist aus dem Griech. und Lat. Psalmus. Ψαλμος. Da die Gaumen- und Blaselaute vor andern Consonanten zu Anfange des Wortes fast niemahls zum Stamme gehören, so muß man auch das P absondern, wenn man auf die Quelle des Wortes kommen will. Läßt man dieses hier weg, so bleibt Salmus übrig, welches mit unserm schallen, und, wenn man die Abwechselung der Hauch- und Zischlaute als bekannt voraus setzt, auch mit hallen Eines Geschlechtes ist, und also eigentlich ein Lied bedeutet. Das Hebr. תהלים kommt damit genau überein. Man hat daher das P auch ehedem in sehr vielen Sprachen weggelassen, als man das Wort Psalm mit der Deutschen Bibel annahm. Bey dem Kero, Ottfried und Notker heißt ein Psalm beständig Salm, und die Niedersachsen kennen kein anderes als Salm. Vermuthlich hat erst die neuere Oberdeutsche Mundart das P wieder vorgesetzt. Die Italiäner sagen gleichfalls Salmo. Im Nieders. bedeutet Salm zugleich einen jeden Kirchengesang, in welcher Bedeutung auch Psalm ehedem üblich war, vermuthlich weil man ehedem in den Kirchen am häufigsten die biblischen Psalmen zu singen pflegte. Notker gebraucht dafür auch Scalsang, Schallgesang.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 855.
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