Reh, das

[1029] Das Reh, des -es, plur. die -e, Diminut. das Rehchen, Oberd. Rehlein. 1) Im weitern Verstande, ein zweyhufiges vierfüßiges Thier, dessen männliches Geschlecht kegelförmige, am Ende in zwey Spitzen getheilte Hörner hat, und kleiner ist, so wohl als der Hirsch, als auch als der Damhirsch; Capreolus L. In dieser weitern Bedeutung gebraucht man es von diesem Thiere ohne Rüchsicht auf das Geschlecht. Die Rehe halten sich nicht zusammen, wie die Hirsche, sondern gehen paarweise, ein Rehbock und eine Ricke beysammen. S. Rehwildbret. 2) In engerer Bedeutung führet das Weibchen dieser Thiere häufig den Nahmen des Rehes, im Gegensatze des Rehbockes, dagegen die Jäger dieses Weibchen mit einem stärkern Gaumenlaute die Ricke nennen. In einigen Oberdeutschen Gegenden heißt es auch die Geiß, und in andern die Rehgeiß, die Rehziege. Im gemeinen Leben pflegt man auch wohl das Weibchen des Hirsches, die Hindinn, Hirschkuh, bey den Jägern das Thier, häufig, obgleich sehr unbequem, ein Reh zu nennen.

Anm. Bey dem Willeram Reio, in den rauhern Oberdeutschen Mundarten Rech, im Holländ. Ree oder Rhee, im Angels. Rah, Rahdeor, im Engl. Roe, im Schwed. Rå, Rådjur, im Schottländ. Ray, und selbst im Arab. Raehha. Viele leiten es von dem Wallis. Rhi, Herr, her, und erklären es durch dominicum animal, weil es gemeiniglich zur hohen Jagd gehöret; Ihre aber von rapp, falb, fahl, von der Farbe der Haare, wovon ihm zu Folge auch das Repphuhn, und im Schwed. der Fuchs, Räf, seinen Nahmen haben soll. Allein es scheinet vielmehr, daß mit diesem Nahmen auf die diesem Thiere eigene Flüchtigkeit und Geschwindigkeit gesehen werde, welche das r überhaupt ausdruckt und nachahmet, und wovon mit allerhand Endlauten Rad, drehen, regen u.s.f. und mit Vorlauten froh, freuen, das alte schrecken, springen, und andere mehr abstammen. S. auch Ricke und das folgende.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1029.
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