Rohrdommel, die

[1144] Die Rohrdommel, plur. die -n, eine Art Reiher mit einem glatten Kopfe, von gelblicher Farbe mit braunen Flecken; Ardea stellaris L. et Kl. Er hält sich am Wasser und im Schlamme auf, wo er sich von Fröschen und Fischen nähret, den Schnabel in den Schlamm stecket, und alsdann ein dumpfiges Gebrüll macht, welches mit einem düstern Huhump oft über eine halbe Meile gehöret wird. In einigen Gegenden heißt er Moosreiher, Rohrreiher, Erdbill, und wegen seiner Stimme Mooskuh, Moosochse, Meerrind, in den gemeinen Oberdeutschen Mundarten Muspel; in andern Lorrind und Urrind, ohne Zweifel von löhren,[1144] schreyen; in andern Kropfgans, Kropfvogel, weil er den Kropf im Schreyen ausdehnet; in noch andern Pickart, weil er Menschen und Vieh nach den Augen picket; im Nieders. Iprump und Ikrum, als eine Nachahmung seiner Stimme; im mittlern. Lat. Butaurus, Butor, gleichsam Bos-taurus, oder auch von bu, zur Nachahmung seiner Stimme, wovon auch das bey dem Peucer befindliche Pittauer abstammet; im Franz. Butor, im Engl. Bittern, Butter-bump, halb von Butor, und halb als eine Nachahmung seiner Stimme.

Anm. Der Nahme Rohrdommel, welcher auch Rohrdrommel und Rohrdrum lautet, stammet der ersten Hälfte nach von Rohr ab, weil sich dieser Vogel gern im Rohre aufhält, oder ist auch aus den ältern Hordommel verderbt, von Hor, Koth, weil er den Schnabel im Schreyen in den Schlamm stecket. Denn bey dem Raban Maurus heißt er Horotubil, bey dem Notker Horotumbel, in der Monseeischen Glosse Horatupil. Die letzte Hälfte ist entweder auch eine Nachahmung seines dumpfigen Geschreyes, oder sie stammet auch von dem noch im Holländischen üblichen domplen, untertauchen, ab, weil er den Kopf im Schreyen in den Schlamm stecket. Das Geschlecht ist zweifelhaft, oder vielmehr, es ist dieses Wort in beyden Geschlechtern gleich üblich. Luther gebraucht beyde. Die Rohrdommel, 3 Mos. 11, 18; 5 Mos. 14, 17. Rohrdommeln und Igel werdens inne haben, Es. 34, 11; Zeph. 2, 14. Hingegen kommt Ps. 102, 7 das männliche vor: ich bin wie ein Rohrdommel in der Wüsten; welche Ungleichheit doch vermuthlich von den Herausgebern und Correctoren herrühret.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1144-1145.
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