Rohrdommel

[57] Rohrdommel (Botaurus Steph.), Gattung der Watvögel aus der Familie der Reiher (Ardeidae), Vögel mit gedrungenem Leib, langem, dickem Hals, langem, schmalem, hohem Schnabel, langen und spitzen Halsfedern, breiten Flügeln, kurzem Schwanz und mittellangen, fast bis auf die Ferse herab befiederten, großzehigen Füßen. Die gemeine R. (Wasserochs, Kuh-, Moosreiher, Kuh-, Mooskrähe, Mooskuh, Rohrdump, B. stellaris L., s. Tafel »Watvögel III«, Fig. 3) ist 72 cm lang, 126 cm breit, rostgelb, braun gefleckt und gestreift, am Oberkopf schwarz, am Hinterhals grauschwarz mit gelb; die Schwingen sind schieferfarben, braun gebändert, die Schwanzfedern rötlich rostgelb, braunschwarz bespritzt. Sie bewohnt Süd- und Mitteleuropa, Asien und Nordafrika, besonders Holland und die Tiefländer der Donau und Wolga, weilt bei uns von März bis Oktober, auch länger, bleibt vereinzelt, besonders an den Seeküsten, und findet sich an schilfreichen Seen, Teichen und Brüchern, auch in dichtem Weidengebüsch. Sie lebt einsam, zeigt sich listig, heimtückisch und greift alle andern Tiere wütend an. Ihr Gang und ihr Flug sind langsam; nachts fliegt sie mit rabenartigem Krächzen, bei Tage hält sie sich im Röhricht verborgen und steht in den sonderbarsten Stellungen, meist mit eingezogenem Hals; nachts jagt sie auf Fische, Frösche, Schlangen, kleine Vögel und Säugetiere. Zur Paarungszeit brüllt das Männchen sehr laut und bringt eigentümliche Töne hervor, indem es viel Wasser einsaugt und mit Gewalt wieder ausstößt. Die R nistet im Mai im Rohr, auch auf dem Wasser und legt 3–5 blaß grünlichbraune Eier (s. Tafel »Eier II«, Fig. 5), die das Weibchen in 21–23 Tagen ausbrütet. In Südeuropa wird sie des Fleisches halber eifrig gejagt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 57.
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