Schlacht, die

[1479] Die Schlacht, plur. die -en, von dem Zeitworte schlagen, daher dasselbe noch in mehrern verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird. 1) In den Niederdeutschen Marschländern ist die Schlacht ein von Buschwerk und Rasen von dem Ufer ab in das Wasser geschlagener Damm, dasselbe dadurch von dem Lande und von den Deichen abzuhalten, der auch eine Schlechte und Schlenge genannt wird. Eine Schlacht schlagen, einen solchen Damm machen. In weiterer Bedeutung wird ein jedes Bollwerk, welches am und im Wasser aufgeführet wird, auch wenn es aus Pfählen oder Steinen bestehet, eine Schlacht genannt. (S. einige der folgenden Zusammensetzungen, ingleichen Senkschlacht.) 2) * Die Tödtung, Hinrichtung, der Tod, vielleicht zunächst von schlachten; eine im Deutschen veraltete Bedeutung, in welcher es aber schon bey dem Kero und Notker Slahta lautet. In engerer Bedeutung gebraucht Ottfried es für Niederlage, für Tödtung mehrerer. 3) Ein Gefecht, es sey unter zweyen oder unter mehrern. Nach etlichen Stryten und Schlachen, in dem 1514 zu Mainz gedruckten Deutschen Livius. Auch in dieser Bedeutung ist es im Deutschen veraltet, wo man es in engerm Verstande von einem blutigen Gefechte sehr zahlreicher Haufen, besonders zweyer Kriegsheere gebraucht, von welchen man auch sagt, daß sie schlagen. Die Feldschlacht, eine jetzt unnöthige Zusammensetzung, da Schlacht von einzelnen Gefechten nicht mehr gebraucht wird, man müßte es denn einer Seeschlacht entgegen setzen. Es kam zur Schlacht. Eine Schlacht gewinnen, verlieren. Eine Schlacht wagen. In der Schlacht bleiben, in derselben getödtet werden. Zur Schlacht ausrücken. Dem Feinde eine Schlacht anbiethen. Eine Schlacht liefern, statt der veralteten Redensarten, eine Schlacht halten, und eine Schlacht thun, welche letztere in Luthers Deutscher Bibel sehr oft vorkommt. Schlacht und Treffen bedeuten Gefechte zwischen ganzen Kriegsheeren oder doch zahlreichen Haufen, Scharmützel und Gefecht setzen kleinere Haufen voraus. Indessen fängt das Wort Schlacht in dieser ganzen Bedeutung an seltener zu werden, indem man dafür lieber Treffen gebraucht. Schon Ottfried nennt ein Gefecht Slahta, im Engl. Slaughter, im Schwed. Slag. Es ist von schlagen, wie das Franz. Battaille von battre. Ehedem gebrauchte man dafür auch die Ausdrücke Volkswig, Feldstreit. 4) * Das Geschlecht, die Gattung, Art, auch von den Zeitwörtern schlagen und schlachten, in den Redensarten, nach jemanden schlachten, d.i. arten, aus der Art schlagen; eine gleichfalls veraltete Bedeutung, in welcher es bey dem Ottfried Slachta lautet.


Wann schon ein gutes Pferd aus Barbarey nicht kommen,

Wann seine Schlacht schon nicht von Napels ist genommen,

Opitz.


[1479] Mancher Schlacht, aller Schlacht, waren daher für mancherley, allerley, üblich. Jetzt wird noch in manchen Fällen Schlag dafür gebraucht, S. dasselbe.

Anm. (S. Schlachten und Schlagen.) Wenn in Boxhorns Glossen Slahta durch Jugulum, die Gurgel, erkläret wird, so scheinet es daselbst zu Schlucht und Schluchter zu gehören.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1479-1480.
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