Schwäche, die

[1701] Die Schwche, plur. die -n, ein vermittelst des Endlautes e gebildetes Hauptwort von dem vorigen Beyworte, welches in doppelter Bedeutung üblich ist. 1. Als ein Abstractum und ohne Plural, der Zustand, da ein Ding schwach ist, in allen Bedeutungen dieses Beywortes. Die Schwäche eines Reises, eines Bleches, die Dünne oder Dünnheit. Ingleichen figürlich, von dem zufälligen Zustande, da ein Ding schwach ist. Eine Schwäche in den Gliedern empfinden. Die Schwäche des Verstandes, des Gesichtes, des Pulses, der Stimme, einer Festung, einer Armee u.s.f. Der Geringere am Geiste fühlt in dem Umgange mit der Demuth seine Schwäche nicht, Gell. Im Oberdeutschen ist dafür auch Unkräfte üblich. S. auch Schwachheit. Zuweilen wird Schwäche auch für Ohnmacht gebraucht, und alsdann leidet es, wenn dasselbe in engerer Bedeutung den Mangel des Bewußtseyns und aller Kräfte auf kurze Zeit bedeutet, auch den Plural. Mit Schwächen, Zittern und Schwindel behaftet seyn. 2. Als ein Concretum, folglich auch mit dem Plural. 1) Der Ort, wo ein Ding schwach ist, so wohl von der körperlichen Schwäche oder Dünnheit. Die Schwäche eines Degens, die Gegend, wo die Klinge am schwächsten ist, der Theil nach der Spitze zu. Als auch im moralischen und figürlichen Verstande. Jemanden bey seiner Schwäche fassen. Viele Schwächen haben, viele schwache Seiten. 2) Eine aus der Schwäche im figürlichen Verstande, d.i. aus dem Mangel der gehörigen deutlichen Erkenntniß, herrührende, darin gegründete Handlung; wofür doch Schwachheit üblicher ist.


Die Fehler werden schön und Tugend strahlt aus Schwächen,

Hall.



Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 3. Leipzig 1798, S. 1701.
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