[150] Schwäche. Ist sie bloß die Eigenheit eines weichen, zarten Körpergewebes? Oder ist sie mehr die Folge einer verzärtelnden Erziehung und übertriebenen Empfindsamkeit? Immer verdient sie Mitleiden, und fleht still und laut um Unterstützung. Denn soll der dünngeflügelte, wankende Schmetterling nur ein wenig über die Erde sich erheben, so bedarf er des Sonnenscheins. Der Anblick der Schwäche fordert daher zugleich auch schonende Milde und Nachsicht. Wo die Schwäche fehlte und irrte, läßt sich daher auch leicht vergeben.und verzeihen. Doch auch die Kraft des Stärkeren hält sie zuweilen nieder, daß er still steht, wo er rasch und entschlossen handeln soll. Findet sie auch da schon Entschuldigung, wie vielmehr kann sie auf ein glimpfliches Urtheil rechnen, wo sie als körperliches und geistiges Gebrechen erscheint?
t