Selb

[45] Selb, ein altes Neben- oder wie andere wollen, unabänderliches Fürwort, welches ehedem in allen Fällen für das neuere selber und selbst gebraucht wurde. Im Hochdeutschen ist es für sich allein veraltet, und nur noch in der Zusammensetzung mit Ordnungszahlen üblich. Er kam selbandere oder selbzweyte, selbdritte, selbvierte, selbzwanzigste, und so ferner mit allen Ordnungszahlen, wo von einigen das End -e ungebührlich abgekürzet wird, selbzweyt, selbdritt u.s.f. er oder sie kam mit noch jemanden, so daß er oder sie selbst der andere oder zweyte war, er kam mit noch zweyen, so daß er selbst der dritte war u.s.f. Es ist ein einzelner und nicht selbander, Pred. 4, 8. Nicht so richtig scheinet es, wenn einige diese Art zu reden im Plural gebrauchen. Sie haben es selbzweyte, selbvierte gethan. Wir sind selbsechse. So hart und ungewöhnlich diese Ellipsis zu seyn scheinet, so alt ist sie doch. Selb dritte kommt schon im Schwabenspiegel, und selb acht im Horneck vor. Auch die Niedersachsen sagen sulv ander u.s.f. die Baiern hingegen sant wander, vielleicht sammt ander.

Ehedem gebrauchte man dieses selb auch in andern Zusammensetzungen. Selbsuanu, Willkühr, Kero, Selbuualt, eben dass. Notker, Selbfōlgo, die Secte, in der Monseeischen Glosse, ein selbrennend Feuer, Weish. 17, 6. Auch die Nieders. haben noch ihr Sulfmood, Sulfwald, u.s.f. Im Hochdeutschen gebraucht man dafür jetzt selbst. Übrigens lautet dieses alte Wort im Angels. sylf, self, bey dem Ulphilas silbo, im Schwed. sjelf, im Engl. self. S. Selbst.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 45.
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