Täuschen

[547] Täuschen, verb. regul. act. gerechte Erwartungen unbefriedigt lassen. Schein für Wahrheit geben. Er hat mich getäuscht, und nun zehnmal meinen Lohn verändert, 1 Mos. 31, 7. Meynet ihr, daß ihr ihn täuschen werdet, wie man einen Menschen täuschet? Hiob 13, 9. Die Sinne täuschen uns nicht selten. Die Kinder mit dem Knecht Ruprecht täuschen. Wenn mich der Spiegel nicht täuscht. Die Einbildung täuschet sie mit unmöglichen Dingen. Eine getäuschte Liebe.


Durch falschen Schein getäuscht, eil ich ihm nachzuwandeln,

Gellert.


Der Held, der dreymahl Frieden heischt,

Bevor sein schwerer Arm durch sieben Donnerwetter

Der Fürsten Raubsucht täuscht,

Raml.


In engerer Bedeutung ist in den schönen Künsten täuschen, die Sinne auf eine angenehme Art hintergehen, verursachen, daß die sinnliche Empfindung das Übergewicht über die Vorstellung bekommt, und die Täuschung, angenehmer Betrug der Sinne. Z.B. wenn ein Gegenstand so geschickt nach dem Leben gemahlt ist, daß der Beobachter alles das dabey empfindet, was er bey der Natur selbst empfinden würde, wenn er die Copie für das Urbild selbst hält.

Anm. Auch bey diesem Worte ist der Stammbegriff dunkel, zumahl, da es weder bey unsern ältesten Schriftstellern, noch in den verwandten Sprachen vorkommt. Es scheinet indessen, daß es eine Onomatopöie einer geschwinden Bewegung, besonders mit der Hand ist, und eigentlich jemanden durch Geschwindigkeit hintergehen, bedeutet hat, da es denn zu dem Franz. toucher, berühren, gehören würde.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 547.
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