Torf, der

[631] Der Torf, des -es, plur. die -e, in einigen Gegenden auch Törfe. 1. Ohne Plural und als ein Ausdruck der bloß die Materie bezeichnet. 1) Ein Rasen, und die aus Graswurzeln und Erde bestehende oberste Decke der Erdfläche, ein nur in einigen Gegenden, besonders Nieder-Deutschlandes, übliches Wort, im Schwed. Torf, und mit andern Endlauten im Wallis. Tywarch, und im Böhmischen Drn. 2) Eine brennbare Erde, welche gemeiniglich aus den Wurzeln verschiedener Pflanzen bestehet, oft aber auch mit einem Erdharze durchdrungen ist. Torf graben. Torf brennen. S. Blättertorf, Papiertorf, Pechtorf, Sandtorf. Daher Torfasche, Torfkohlen, Torfhitze u.s.f. 2. Ein einzelnes Stück Torf, in der letzten Bedeutung, in welchem Verstande es nur im gemeinen Leben einiger Gegenden üblich ist, und alsdann den Plural leidet. Die ausgestochenen untersten Torfe oder Törfe, d.i. Torfstücke. Ein Tagewerk Torf hält 2048 Quadrat-Fuß, auf jeden Quadrat-Fuß vier Torfe, also 8, 92 Torfe.

Anm. In der Bedeutung einer brennbaren Erde, schon in den Alemannischen Gesetzen Torft, bey andern alten Oberdeutschen Schriftstellern Zurufft, Zurb, Zurf, Zurbe, Turben, im Nieders. Schwed. und Isländ. gleichfalls Torf, im mittlern Latein. Curffodi, Turba, im Franz. Tourbes, im Ital. Torba, im Angels. Tyrb, Tyrf, Turfe, im Engl. Turf. Die Abstammung dieses so alten und weit ausgebreiteten Wortes ist noch ungewiß. Menage hielt es für ein ursprünglich Arabisches Wort; allein, da weder erweislich noch glaublich ist, daß die Europäer den Gebrauch des Torfes von den Arabern gelernet haben sollten, so ist das Arabische Wort, wenn es anders mit unserm gleich lautend und gleich bedeutend ist, mehr als ein Seitenverwandter desselben zu halten, als für die Quelle anzusehen. Andere sind auf das Isländische to fa gefallen, welches so wohl graben, als brennen bedeutet; welche Ableitung sehr wahrscheinlich seyn würde, wenn nur Torf nicht von einem so weiten Umfange wäre; denn im Schwedischen bedeutet es auch dick stehende Saat. Es scheinet daher, daß der Begriff der Verwickelung, Dicke, Vielheit, der herrschende und folglich auch der Stammbegriff ist, welcher sich auf Torf in allen seinen Bedeutungen sehr gut anwenden lässet. Alsdann würde es mit unserm Dorf, dem Lat. Turba, Menge, dem alten Gothischen tharih, zotig, rauch, dem Isländ. Thar, Schilf, und andern, verwandt seyn. Übrigens wird der Torf in einigen Gegenden auch Modt, und in der Lausitz Loh genannt.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 631-632.
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