Vergnügen, das

[1050] Das Vergnügen, des -s, plur. doch nur selten, von mehrern Arten, ut nom. sing. von der letzten Bedeutung des vorigen Zeitwortes und nur allein in derselben, die Empfindung des Angenehmen, zunächst so fern sie aus einem befriedigten Verlangen entstehet, in weiterer Bedeutung aber auch jede angenehme Empfindungen, so lange sie noch nicht so lebhaft ist, daß sie die Nahmen der Lust, Wollust, Freude, Ergetzung u.s.f. verdienet; im Gegensatze des Mißvergnügens. Ein Vergnügen an etwas empfinden. Das macht, verursacht mir ein ungemeines Vergnügen. Jemanden ein Vergnügen machen, sich ein Vergnügen machen. Ein Vergnügen aus etwas schöpfen, daran empfinden, eine R.A. welche wenig mehr gangbar ist. Das erweckt, gewähret mir viel Vergnügen. Das gibt mir Vergnügen, eine veraltete R.A. Die Wissenschaften sind das größte Vergnügen eines lehrbegierigen Geistes. Sein Vergnügen an etwas haben, finden. Sein Vergnügen in etwas suchen. Seinem Vergnügen nachhängen. Machen sie mir das Vergnügen, und gewähren sie mir meine Bitte.

Der Plural die Vergnügen kommt selten vor, ob er gleich nicht ganz ungewöhnlich ist, Arten des Vergnügens oder auch einzelne angenehme Empfindungen auszudrucken. In dem Besitze Emiliens hatte ich dir schon süße und reine Vergnügen genug vorbereitet. Zuweilen bedient man sich dafür des Plurals von Vergnügung, die Vergnügungen, obgleich derselbe eigentlich mehrere Handlungen des erweckten Vergnügens bezeichnet.

Anm. Das Vergnügen bezeichnet eine angenehme Empfindung von gewisser, obgleich nicht starker Lebhaftigkeit, eine Empfindung, welche sich allenfalls durch Heiterkeit in den Gesichtszügen äußert. Entwickelt sie sich von außen durch stärkere Merkmahle, so wird es Lust, Freude u.s.f. Ist hingegen die Empfindung über das befriedigte Verlangen schwächer, und ohne merkliche Äußerung von außen, so sinkt das Vergnügen zur Behäglichkeit, (ein neues aber auf einem guten alten Grunde aufgeführtes Wort,) zum bloßen Gefallen und zur Zufriedenheit hinab.

Ver scheint in dieser Zusammensetzung eine Intension zu bezeichnen; Vergnügen ist wirklich ein lebhafterer Grad der angenehmen Empfindung, als das kältere Genügen, obgleich auch dieses ehedem für das erstere gebraucht wurde.


Dieweil der Bösen Maul im Lügen,

Der Schalk im Schmähen sucht Genügen,

Opitz Ps. 109.


Übrigens kommt Vergnügen mit allen seinen Ableitungen bey unsern ältesten Oberdeutschen Schriftstellern nicht vor, daher es von neuerer Zusammensetzung zu seyn scheinet.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1050.
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