Vorig

[1274] Vorig, ein Beywort von dem Nebenworte vor, so fern es eine Zeit bedeutet. 1. Was vor dem gegenwärtigen war, ohne zu bestimmen, ob es lange oder kurze Zeit vor demselben war. Das Nebenwort davon ist vorher. Sein voriger Wohlstand, sein ehemahliger, sein Wohlstand vor seinem gegenwärtigen Verfalle. Der vorige Zustand, im Gegensatze des gegenwärtigen. Es sind nicht mehr die vorigen Zeiten. In meinen vorigen Briefen. Bitte, daß dir die vorigen Sünden auch vergeben werden, Sir. 21, 1. Euer voriger Wandel, Ephes. 4, 22. Die Vorigen, d.i. die Vorfahren, Vorältern, 5 Mos. 19, 14 ist im Hochdeutschen ungewöhnlich. 2. In engerer Bedeutung, das nächst vorher gegangene seiner Art. Voriges Jahr, im vorigen Jahre, im nächst vergangenen. Vorige Woche, vorigen Monath, vorigen Sommer, vorigen Winter, vorige Messe; wofür man auch das Mittelwort verwichen, und im Nieders. verleden gebraucht. An selben Ort, da sie sich des vorigen Tages gerüstet hatten, gestern, Richt. 20, 22. Der vorige Landpfleger, Nehem. 5, 15.

Anm. Es ist wie hiesig, dasig, die mit -mahlich u.s.f. in der Adverbial-Form nicht üblich, statt welcher vorher gebraucht wird. Im Oberdeutschen ist für vorig auch vorherig und vorhinnig gangbar.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1274.
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