Wagen

[1335] Wagen, verb. reg. act. 1. Der Gefahr des Verlustes aussetzen. Sich wagen, sein Leben wagen. Sich mitten unter die Feinde wagen. Er hat sich sehr gewagt. Das Äußerste wagen. Sein ganzes Vermögen für einen wagen. 2. In weiterer Bedeutung, auf bloße Wahrscheinlichkeit des guten Erfolges thun. Eine Bitte, eine Vermuthung, eine That, ein Geständniß, wagen. Sich auf die See, vor das Thor, in den Wald wagen. Weiter wage ich es nicht. Sein Geld im Spiele wagen. Zehn Thaler will ich daran wagen. So lange ich lebe, will ich alles an dich wagen, Gell. Das Laster denkt darum klein von Gott, weil es keinen Anspruch auf seine Güte wagen darf, eben ders. Etwas auf gut Glück wagen. Den ersten Schritt in die Welt wagen. Sprichw. Wagen gewinnt, wagen verliert. Frisch gewagt ist halb gewonnen. So auch das Wagen. Siehe auch 1 Wage, Waglich, Wagniß, und Verwegen.

Anm. Im Niedersächsischen gleichfalls wagen, Schwed. väga, Isländ. voga, Engl. to wage. Wachter und andere haben allerley wunderliche Ableitungen dieses Wortes gewagt, welche ich hier nicht wiederhohlen will. Mir ist es überwiegend wahrscheinlich, daß auch dieses Verbum zu der zahlreichen Familie des Begriffes der Bewegung gehöret, so daß dadurch vornehmlich auf das Schwanken der Bestimmungsgründe, indem man etwas wagt, gesehen wird.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1335.
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