Wandern

[1379] Wandern, verb. regul. neutr. welches das Hülfswort seyn bekommt, wenn der Ort bestimmt wird, außer dem aber haben, zu Fuße reisen. 1. Eigentlich. In der Welt herum wandern. Sie sind durch ganz Deutschland gewandert; wir haben den ganzen Tag gewandert. Besonders bey den Handwerkern, von den Gesellen, fremde Orte besuchen, weil ihre Reisen gemeiniglich zu Fuße geschehen. Der Gesell hat gewandert. Auf sein Handwerk wandern. Drey Jahre wandern müssen. Zuweilen für gehen überhaupt. Er wanderte die Straße zu seinem Tode mit aller Munterkeit, welche ein gutes Gewissen nur zu ertheilen vermag. 2. Figürlich. (a) Aus diesem Leben wandern, d.i. sterben. (b) Im Scherze sagt man zuweilen, eine Sache müsse wandern, wenn man sie veräußern will. So auch das Wandern und die Wanderung, S. letzteres an seinem Orte.

Anm. Wandern, im Engl. to wander, im Schwed. vandra, im Slavon. wandrowati, unterscheidet sich nur durch die ähnliche Ableitungssylbe ern von wandeln, und ist, so wie dieses, ein Intensivum oder Iterativum, nur daß es nicht den Nebenbegriff der Leichtigkeit oder Anmuth hat, wie dieses, wovon der Grund in dem härtern r lieget. Ohne Blaselaut ist im Schwed. andra, gehen, womit das Ital. andare überein kommt, sowie das Franz. aller mit wallen.

Quelle:
Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 1379.
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