[288] Adam Friedrich Oeser, eine der berühmtesten unter den jetzt lebenden Deutschen Mahlern, dessen Styl überaus sanft und angenehm ist, und in dessen allegorischen Gemählden, worin er Meister ist, die glücklichste Erfindung herrscht. Er ist im J. 1717 zu Preßburg geboren. In seinem achtzehnten Jahre erhielt er einen Preis von der Mahlerakademie zu Wien, die [288] er fleißig besuchte, während er zugleich bei dem berühmten Bildhauer Raphael Donner das Modelliren lernte, worin er sich ebenfalls durch mehrere Werke (unter andern durch ein kleines Monument auf Gellert in dem ehemahligen Wendlerschen Garten zu Leipzig) rühmlich ausgezeichnet hat. Im J. 1739 kam er nach Dresden, wo sich damahls zugleich Dietrich und Mengs bildeten, und wo Winkelmann sein vertrauter Freund ward. Oeser ward hier Professor der Kunstakademie zu Leipzig (1764), welches Amt er bis an sein Ende bekleidete. Leipzig besitzt eine große Anzahl schöner Werke von ihm. Schade, daß eins seiner Meisterstücke, der große Vorhang im dasigen Comödienhanse, durch langen und unvorsichtigen Gebrauch seinem Untergange nahe ist. Um desto mehr freuen sich die Liebhaber, dieses Kunstwerk von Oesers berühmten Schwiegersohn, Herrn Geyser, vielleicht bald radirt zu erhalten. Oesers Plafonds im großen Concertsaal und im Hause des H. G. K. R. Müller sind vortrefflich. Unter seine neuesten Arbeiten gehören vorzüglich die Gemählde, durch welche er die Nicolaikirche verschönert hat. Wir besitzen auch mehrere geistreich radirte Blätter von diesem Künstler, der in einem Alter von achtzig Jahren seinen Geist noch ungeschwächt erhalten hat. Er starb am 18. März 1799, nachdem er kurz vorher das 83 Jahr angetreten hatte.