[373] Albrecht Dürer, der erste vorzügliche Mahler der Deutschen; er war 1471 zu Nürnberg geboren, wurde vom Kaiser Maximilian I. geadelt, und starb 1528. Damahls schlief noch das Kunstgefühl, und man kannte nichts als unnatürliche, das Gepräge der Barbarei an sich tragende, ohne Colorit und Perspective hingeworfene Bilder; allein Albrecht Dürer drang durch das Dunkel, das ihn auf allen Seiten umgab, und lieferte zuerst angenehme, ausdrucksvolle, regelmäßige und im Ganzen genommen ziemlich geschmackvolle Zeichnungen. Er brachte zuerst die Mahlerkunst in eine Form, und widmete ihr sogar besondere Schriften, war auch der erste, der die Perspective lehrte und Mathematik mit Mahlerei verband. Von ihm besitzen wir nicht nur vortreffliche Portraits, sondern auch eben so schöne Gruppen und Landschaften. Auch als Kupferstecher und Holzschneider erlangte er einen ausgezeichneten Ruhm; sein Grabstichel ist sehr fein, und seine Holzschnitte werden wegen des Ausdrucks und der Zierlichkeit, die in[373] ihnen herrschen, sehr bewundert. Endlich hat er sich noch ein eignes und sehr großes Verdienst dadurch erworben, daß er lehrte, den menschlichen Körper anatomisch richtig zu zeichnen, welches man bisher unter seinen Landsleuten ganz vernachläßigt hatte. Daß die Kunstwerke dieses talentvollen Mannes noch nicht ganz ausgebildet sind, daß noch einige Steifheit und Geschmacklosigkeit sie entstellen, sind Fehler, die man einem Genie, das zu so ungünstigen Zeiten lebte, nicht zum Vorwurf machen darf.