[50] Amsterdam, die größte und prächtigste Stadt der vereinigten Niederlande in Holland, am Zusammenstusse der Amstel und Y, welche, in Ansehung der Größe und Schönheit, der Menge ihrer Einwohner, des sich überall hin erstreckenden Handels und des daher entspringenden Reichthums, wenig Städten in Europa nachsteht. Mitten durch dieselbe fließt die Amstel. Sie entstand aus einem bloß von Fischern bewohnten Dorfe. Die ganze Stadt ist wegen des sumpfigen Bodens auf einen Rost, d. i. auf eingerammelte eichene Pfähle, gebaut und überall von Canälen durchschnitten. Durch die daselbst angebrachten Schleußen, mittelst welcher man die ganze Stadt unter Wasser setzen kann, ist sie, wenn nicht die Natur sich wider dieselbe verschwört, so unzugängig als eine Festung. Sie hat gegen 300000 Einwohner von allen Religionen, unter welchen sich 30000 Juden befinden. Die merkwürdigsten Gebäude sind: das Rathhaus, die Börse (mit zwei schönen bedeckten Gängen, wohin sich die Kaufleute bei bösem Wetter begeben können, und 46 starken numerirten Pfeilern, zur Bequemlichkeit der Kaufleute, die sich wohin bescheiden und gleich in dem Gewühle finden wollen), die Admiralitäts-Gebäude, das Ostindische Gesellschaftshaus und die berühmten Hospitäler. Auch giebt es vortreffliche Kunstsammlungen daselbst, die jedoch jetzt größten Theils nach Paris gebracht worden sind. Es war den 19. Dec. 1794, in diesem durch eine seltne Kälte merkwürdigen Winter, daß die Franzosen, welche die Natur selbst über beeiste Flüsse nach Holland führte, in Amsterdam einzogen.