Bernard le Bovier de Fontenelle

[38] Bernard le Bovier de Fontenelle, ein noch jetzt sehr geschätzter Schriftsteller, war 1657 zu Rouen geboren, studirte, da er in den Rechten kein Glück hatte, Statt ihrer schöne Wissenschaften, und erwarb sich hierin bald den Beifall der Franzosen. Er ward Mitglied der Französischen Akademie und Secretair der Akademie der Wissenschaften, und starb endlich – ein seltenes Beispiel unter Gelehrten – im hundertsten Jahre seines ehrenvollen Alters. In seinen zahlreichen Schriften verband er Weisheit mit Anmuth, Tiefsinn mit Witz, Schönheit mit Gründlichkeit, und erwarb sich besonders dadurch ein außerordentlich großes Verdienst um seine Landsleute, daß er die Philosophie, die damahls bloß nach der trocknen und steifen Schulform vorgetragen wurde, durch einen angenehmen, leichten und äußerst witzigen Vortrag allgemeiner machte. Seine philosophischen Bücher wurden bald Lieblingslectüre der Nation; und sein vorzüglichstes Werk in dieser Rücksicht, das noch jetzt sehr interessant ist, sind seine Unterhaltungen über die Mehrheit der Welten, von denen uns Bode eine vortreffliche Uebersetzung mit Anmerkungen geliefert hat. Sein Witz ist sehr treffend, nur oft zum Ueberfluß angebracht. Die geringfügigsten und unnatürlichsten seiner Schriften sind die Schäfergedichte; auch im Schauspiel konnte er nie einen gewissen Grad von Hoheit erreichen. Desto schöner aber sind seine Schriften über die Dichtkunst, über das Theater, seine philosophischen Schriften und einige Gedichte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 38.
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