Bernard

[636] Bernard (spr. Bernahr), 1) französischer Vorname, so v.w. Bernhard, s.d. 2) B. de Treviers, im 12. Jahrh. Stiftsherr auf Maguelonne, Verfasser des Gedichtes: Die schöne Magelone (s.d.)[636] in Provencalischer Sprache. 3) B. de Ventadour, s. Bernhard 64). 4) Salomo, geb. zu Lyon 1512, Maler u. Holzschneider; beschäftigte sich nur mit der Darstellung kleiner Gegenstände. (daher der Kleine Bernard). Vorzüglichen Werth hat seine Ausgabe der Bibel, 1550. 5) Samuel, geb. zu Paris 1615, Fresco- u. Miniaturmaler; arbeitete auch in Schwarzer Kunst; er st. 1687. 6) Joh. Stephan, geb. 1718 zu Berlin; Arzt; er st. 1793 zu Arnheim u. gab außer mehreren griechischen u. römischen Ärzten heraus: De podagra; Thomas Magister, Leyd. 1757; Bernardi reliquiae medico-criticae, herausgeg. von Gruner, Jena 1793. 7) Pierre Joseph, geb. 1708 zu Grenoble, war Schreiber zu Paris, machte mit dem Marquis de Pezny die italienische Campagne 1734 mit, wurde dort Secretär des Marquis v. Coigny u. nach dessen Tode Schatzmeister der Dragoner u. Bibliothekar auf dem Schlosse Choissi le Roi; er st. 1776. Er schr. die Oper: Castor et Pollux (Musik von Rameau); das Lehrgedicht: L'art d'aimer, u. Phrosine et Melidore u.a. Gedichte; Werke, Par. 1803, 2 Bde. 8) B., Goldschmied in Paris, bekannt durch die zuerst in Frankreich von ihm nm 1782 ans elastischem Harz verfertigten biegsamen chirurgischen Bernardschen Katheter, zu denen die Grundlage ein seidenes u. kameelhaarenes Geflecht ist. Vgl. Thedenscher Katheter. 9) B., geb. 1779 in der Franche Comté, Bauer, trat zeitig als Freiwilliger in Militärdienste der Republik, kam 1796 in das Geniecorps u. wurde in den festen Plätzen Italiens u. Dalmatiens verwendet. 1809 als Bataillonschef des Marmontschen Corps bei Gelegenheit der durch ihn geleiteten Überbrückung der Donau Napoleon persönlich bekannt geworden u. in Folge dessen noch 1809 bei den Küstenbauten in Belgien, bes. beim Bau des Bassins von Antwerpen, betheiligt, wurde er 1813 Obrist u. Adjutant des Kaisers, dann Brigadegeneral u. Baron. 1814, nach der Abdankung des Kaisers, ging B. in die Dienste der Vereinigten Staaten von NAmerika, wo er 16 Jahre hindurch als Chef des Militärwesens bes. das Küsten- u. Grenzvertheidigungssystem der Union vollendete. Nach 1830 durch Lafayette dem König Louis Philipp empfohlen, kehrte er auf dessen Wunsch nach Frankreich zurück, wurde Adjutant des Königs u. Generallieutenant u. im Cabinet Mole 1836 Kriegsminister, entwarf einen Plan zur Befestigung von Paris, resignirte u. st. 1839 in Paris.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 636-637.
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