Bologna

[163] Bologna, die größte Stadt nach Rom im Kirchenstaate. Die Zahl ihrer Einwohner beläuft sich auf 70000. Ein Legat ist der päpstliche Gouverneur der Stadt: seine Macht ist jedoch sehr eingeschränkt, so daß fast alles vom Senat abhängt, welcher sogar selbst in Rom einen Gesandten hält; daher ist diese Stadt auch in einem ganz guten Zustande. Die Universität und die Akademie der bildenden Künste daselbst ist berühmt; auch findet man [163] vortreffliche Gemählde und Kunstwerke daselbst, z. B. in der Kirche St. Giovanni di Monte die heilige Cäcilie von Raphael (welches Gemählde die Bolognesische Schule gestiftet haben soll), in der Dominicaner-Kirche der berühmte Mord der unschuldigen Kinder, von Guido, im Palazzo Sempini der weinende Petrus, des Guido Meisterstück. Die bessern Volksclassen haben den Ruf, sich mehr mit Büchern zu beschäftigen, als es sonst in Italien gewöhnlich ist. Uebrigens ist der Adel daselbst sehr zahlreich; und man kann sagen, daß man in wenig Städten in Europa so ausschweifend lebe, als hier. Der Bologneser Tobak und die kleinen Damenhunde, Bologneser genannt, stehen bekanntlich in großem Ruf. Von dem Bologneserstein s. in dem Art. Bononischer Stein.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 163-165.
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