[136] Catherina Mingotti, eine der größten Sängerinnen dieses Jahrhunderts, wurde zu Neapel, ungefähr 1726, von Deutschen Aeltern geboren, wit welchen sie schon im ersten Jahre nach Glaz in Schlesien kam, wo ihr Vater als Oestreichischer Officier stand. Nach dem fruhen Tode ihres Vaters wurde sie in ein Urseliner-Kloster gebracht, und faßte hier die heftigste Neigung zur Musik; und die Aebtissin ließ sich von ihren Bitten bewegen, ihr ohne Instrument die Anfangsgründe darin beizubringen. Im vierzehnten Jahre kam sie zu ihrer Mutter zurück, gab nach einigen Jahren, wiewohl ungern, einem alten Venetianer, der Unternehmer der Dresdner Oper war, ihre Hand, und erregte bei ihrer Ankunft in Dresden allgemeine Aufmerksamkeit auf ihre Stimme. Der berühmte Porpora übernahm ihren Unterricht; und bald ward sie, da sie auf Zureden auch auf dem Theater sang, durch ihre Talente der Gegenstand der Bewunderung, so, daß man auch vermuthete, Hasse habe damahls mit der Faustina den Dresdner Hof aus Neid verlassen. Indessen zog ihr der Ruf bald Einladungen nach Neapel zu, wo die Italiäner von ihrer Stimme sowohl als von ihrer Action außerordentlich überrascht wurden; eben so wurde sie bei ihrer Rückkunft nach Dresden mit dem größten Beifall aufgenommen, und ihre Gegner wurden zum Schweigen gebracht. In Spanien, wo sie 1751 unter Farinelliʼs Direction sang, in Paris und London erntete sie, so wie nachher in den meisten großen Städten Italiens, den größten Beifall ein. Dresden blieb jedoch immer ihr vorzüglichster Aufenthalt bis 1763, wo sie sich nachher nach München wendete, und hier ohne Gehalt ganz eingezogen lebte. Die Stärke ihres Ausdrucks im Gesange riß jedermann zum Entzücken hin; überdieß besaß sie viele Einsichten in die practische Musik, und verstand mehrere Sprachen, selbst Lateinisch.