[317] Christian Adolph Klotz. Dieser berühmte, gegen das Ende seiner literarischen Laufbahn vielmehr berufene Gelehrte wurde i. J. 1738 zu Bischofswerda in der Lausitz geboren, wo sein Vater Superintendent war. Den ersten Unterricht genoß er von dem berühmten Rector Baumeister in Görlitz, dem er die Liebe zu den Griechen und Römern und den guten Lateinischen Styl verdankt, welcher so viel zu seinem Rufe beitrug. Von Görlitz ging er nach Leipzig, wo er sich schon durch sein Lateinisches Gedicht Mores eruditorum bekannt machte. Er ging darauf 1760 nach Jena, wo er sich ebenfalls in guten Ruf setzte. Im Hörsaale sah man ihn jedoch wenig; desto mehr liebte er den Privatfleiß, benutzte den Umgang mit Gelehrten und bediente sich ihres Büchervorraths: auch empfahl er sich wenig durch regelmäßige Lebensart. Er geitzte sehr nach Ruhm, und strebte nicht nur nach ansehnlichen Lehrstellen, sondern auch nach einem großen Rufe in der gelehrten Welt. Das erste gelang ihm, da er 1762 als außerordentlicher Professor nach Göttingen berufen wurde, und 1764 eine ordentliche Professur erhielt. Auf dieser Universität lebte er eine Zeit lang sehr zufrieden, und verheirathete sich auch daselbst; er kam hier in genauern Umgang mit Gatterer, Hollmann u. A. vorzüglich mit Selchow, und benutzte auch die vortreffliche Bibliothek sehr. In der Folge mißfiel ihm Göttingen; und er nahm den Ruf an, den er 1765 durch seinen Gönner Quintus Icilius von Friedrich II. als Hofrath (nachher erhielt er den Titel als geheimer Rath) und Lehrer der philosophischen Beredsamkeit nach Halle erhielt. Er hat viel geschrieben, und sich vorzüglich durch seine Lateinischen Gedichte, seine Historia nummorum, seine Werke über das Studium des Alterthums und über den Nutzen und Gebrauch alter geschnittener Steine und ihrer Abdrücke [317] etc. berühmt gemacht. Das letztere Werk, das er 1768 herausgab, brachte ihm aber harte Widersprüche zuwege, welche seinen Ruhm sehr schmälerten. Am meisten war er jedoch als Recensent in seinem Wesen; er arbeitete auch mit an der allgemeinen Deutschen Bibliothek, wo seine Abhandlungen mit E bezeichnet sind. Weil aber in dieser Zeitschrift vieles nicht nach seinem Willen ging, auch einige Mahl einiges an seinen Schriften ausgesetzt wurde, so ging er ab und errichtete eine Gegenpartei gegen die Bibliothek, wodurch er zu dem Namen Klotzianer Gelegenheit gab. Er suchte zuletzt mit Fleiß mit berühmten Männern Streitigkeiten zu bekommen: und in seinen Actis literariis fällte er sehr beißende Urtheile, mit Personalitäten verwebt, wodurch er manches Mannes Ehre und Ruhe heftig kränkte, ob er es sich wohl vielleicht nicht einbildete; denn als in der allgemeinen Bibliothek auch wider ihn angreifende Urtheile gefällt wurden, sagte er: »Nie hätte ich geglaubt, daß eine Recension so wehe thun könnte.« Dieses unartige Betragen bereitete aber auch ihm und seinen Anhängern den Sturz. Der scharssinnigste und witzigste seiner Gegner, der seinen Fall am meisten beschleunigte, war Lessing, an den sich Klotz ebenfalls wagte; dieser schickte, wie Herder, welcher sich ebenfalls zu Klotzens Tadlern gesellte, in seinem Aufsatz über Lessing sich ausdrückt, in seinen beiden Bändchen von Briefen antiquarischen Inhalts zwei Bären gegen Klotz und seine Brut. Es sei mir erlaubt, aus diesen Briefen, welche ein Meisterstück von einer witzigen Streitschrift sind, eine Stelle anzuführen, die sich darauf bezieht, daß Klotz Lessingen, welcher sich nie anders als mit seinem einfachen Namen schrieb, in seinen Recensionen stets mit seinem Magistertitel nannte. »Was kann Herr Klotz« – sagt Lessing – »damit, daß er mich, der ich mich nie so nenne, stets Herr Magister Lessing nennt, anders wollen, als mir den Abstand, der zwischen ihm als geheimen Rath und mir als Magister Statt findet, recht fühlbar machen? Allein ziemt es wohl dem Schmetterling, so verächtlich auf die Raupe herabzublicken, aus der er sich bildete? Denn ich wüßte in der That nicht, aus welcher andern Ursache ihn sein König zum geheimen Rath gemacht habe, als weil er ihn für einen guten [318] Magister gehalten. Auch ist es bloß der Magister, mit dem ich es hier zu thun habe: denn wenn Herr Klotz nicht auch Magister wäre, so wüßte ich nicht, was ich mit dem geheimen Rath anfangen sollte; und wehe dem Herrn geheimen Rath, wenn ihn sein Magister im Stiche läßt!« – Klotz war ein feuriger Kopf, welcher eine Idee, die sich ihm darbot, schnell auffaßte und weiter ausbildete. In der Griechischen und Lateinischen Sprache hatte er sehr gute Kenntniß – von neuern Sprachen wußte er so gut als nichts – allein die Lesung der Quellen des Alterthums war ihm zu beschwerlich, und kostete ihm zu viel Zeit. Bei allen seinen eingeschränkten Kenntnissen in den Alterthümern kam er dennoch auf den Einfall, diese Kenntnisse in einer neuen Einkleidung vorzutragen. Im Umgange war er sehr feurig und einnehmend, aber ein veränderlicher Freund; denn er war höchst mißtrauisch. Er starb i. J. 1777 am Schlusse seiner Bibliothek der schönen Wissenschaften und des Zeitungs-Jahrgangs.