Das Thermometer

[135] Das Thermometer (a. d. Griech. – Wärmemesser) ist ein Instrument, durch welches man die verschiedenen Grade der Wärme erkennen und bestimmt angeben kann. Um ein dergleichen Instrument zu erhalten, nahm man die Erfahrung zu Hülfe, vermöge welcher die Wärme jede Flüssigkeit erstlich ausdehnet, und dann in Dünste verwandelt und verflüchtiget. Es kam aber auch hierbei darauf an, daß man eine Flüssigkeit wählte, deren Ausdehnung und Wiederzusammenziehung mit der Temperatur der sie umgebenden elastischen, oder auch tropfbaren Flüssigkeit einen ebenmäßigen Schritt hielt, und daß man folglich aus der geringern oder größern Ausdehnung dieser Flüssigkeit die geringere oder größere Intensität des Warmestoffs abnehmen könnte. Unter den hiezu tauglichen Flüssigkeiten hat man das Quecksilber am geschicktesten gefunden, und man wendet es nunmehr bei allen Arten von Thermometern an.

Die Verfertigung nun eines solchen Instruments, für dessen ersten Erfinder Cornelius Drebbel, ein Landmann aus Alkmar in Nordholland (in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts), gehalten wird, geschieht ungefähr auf folgende Art: das Gefäß, in welchem das Quecksilber zu dieser Absicht aufbehalten wird, ist eine acht bis zehn Zoll lange Glasröhre, an deren einem Ende eine kleine Kugel angeblasen ist. Diese Kugel und ein Theil der Röhre wird mit gereinigtem Quecksilber angefüllt; darauf setzt man die Kugel in Schnee, oder in eiskaltes und zum Theil gefrornes Wasser, beobachtet, wie weit das Quecksilber in der Röhre hinabsinkt, und bezeichnet an dieser den Punkt, auf welchem es stehen bleibt, mit einem in Farbe getauchten Pinsel. Diesen Punkt nennt man den Eis- oder Gefrier-Punkt. – Indessen begnügte sich Daniel Gabriel Fahrenheit, ein Niederländischer Glaskünstler (vorher in Danzig), nicht mit dieser natürlichen Kälte, sondern gab dem Eiswasser eine größere Kälte, indem er Salmiak in derselben auflöste. – Man setzt hierauf die Glaskugel in ein Gefäß. mit kochendem Wasser, sieht zu, wie hoch das Wasser in der Röhre steigt, und bezeichnet die gefundene Höhe, welche [135] der Siedepunkt genennt wird, eben so wie den Gefrierpunkt mit einem Pinsel. Die Glasröhre wird auf ein mit weißem Papier überzogenes Bretchen befestiget, und auf demselben einer von den beiden genannten Gefrierpunkten mit einer Null bezeichnet: man theilet dann den Zwischenraum zwischen dem Gefrier- und Siede-Punkt in mehrere gleiche Theile oder Grade, und zwar gemeiniglich entweder nach Reaumur in Achtzig, oder nach Fahrenheit in Zweihundert und Zwölf, und drückt sich z. B. um die Witterung anzugeben, so aus: Die Wärme ist 32 über Null Reaumur etc. Wenn das Quecksilber in der Glasröhre auf Null steht, so steht es auf dem Fahrenheitʼschen auf Zwei und Dreißig. – Noch ist zu bemerken, daß Reaumur seine Glasröhre Statt des Quecksilbers mit gefärbtem Branntwein gefüllt hat. H. z. T. aber verwirft man diesen, und bedient sich, wie schon erwähnt worden, allgemein des Quecksilbers. In Schweden bedient man sich der Scala des Celsius (Prof. in Upsala), der zwar eben so, wie Reaumur, den Eispunkt mit Null bezeichnete, dagegen aber von diesem bis zum Siedepunkt Statt achtzig – Hundert zählte.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 135-136.
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