Der Fakir oder Fahkier

[6] Der Fakir oder Fahkier, der Name einer sehr niedrig lebenden, obschon außerordentlich zahlreichen Art heidnischer Mönche in Ostindien, besonders im Staate des Großmoguls. Sie widmen sich dem Anscheine nach religiösen Betrachtungen und suchen sich von der Welt abzusondern, fallen aber dabei ganz ins Lächerliche, indem sie z. B. ihre Arme so lange in die Höhe halten, bis sie auf immer unbrauchbar geworden sind, unaufhörlich nach dem Himmel sehen, acht Tage lang auf einer Stelle unverrückt stehen, die geringsten und widrigsten Nahrungsmittel zu sich nehmen, u. s. w. Ihre Kleidung besteht in einem schlechten Stück Zeug oder einer Thierhaut. Sie sammeln sich oft zu mehreren Tausenden, durchstreifen das ganze Land und leben von den reichlichen Beisteuern und Lebensmitteln, die ihnen jeder der benachbarten Orte so schnell als möglich überschickt. In der Mungalei trifft man, wie schon Tavernier bemerkt hat, bisweilen bewaffnete Horden dieser Bettler; und nicht selten hatten Fakirs auf Staatsereignisse wichtigen Einfluß. Zwar verbindet sie ein Gelübde zur Armuth; allein man findet, daß sie es oft übertraten: und welcher Mönchsorden hat es wohl je gehalten?

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 6.
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