[22] Der Fetisch, jeder irdische leblose oder belebte Gegenstand, dem der ungebildete Mensch göttliche Verehrung erzeigt; eine Verehrung, die sich bei dem rohen Sohne der Natur weniger auf einen Begriff von der Gottheit als auf die jedem ganz unerfahrnen und kindischen Menschen eigenthümliche Neigung gründet, allen Gegenständen außer sich, sie mögen leblos oder lebendig sein, Leben und Thätigkeit beizulegen. Da der Naturmensch jede Aeußerung einer Kraft auf sich bezieht: so glaubt er auch, daß jene angenommene Thätigkeit der Geschöpfe Einfluß auf seine Schicksale habe; und er fängt an, denjenigen Gegenständen, deren Einfluß ihm am stärksten scheint, Verehrung zu erweisen. Man darf sich daher nicht wundern, wenn man den rohen Amerikaner, Mohren oder Asiaten Steine, Pfeile, künstliche Figuren und Werkzeuge, Oehl, Glieder von Thieren, sterbende Thiere und andere Dinge dieser Art anbeten steht. Nur dann erst, wenn sich die Idee eines Schöpfers aller dieser Fetische, so wie aller erschaffenen Dinge, entwickelt und vom Fetischdienst (Fetischismus) absondert, entsteht reinere Gottesverehrung, die jedoch, wegen der Schwierigkeiten des Begriffs von der Einheit Gottes, allemahl eher in den Glauben an viele Götter als an ein einziges Urwesen übergeht.