Der Vitriol

[339] Der Vitriol ist im weitläufigen Sinne ein krystallisches Salz, welches aus der Verbindung der Schwefelsäure mit Metallen entsteht. Je nachdem nun diese Metalle verschieden sind, die seine Grundlage ausmachen, je nachdem ist auch der Vitriol in seiner Benennung verschieden. Es giebt besonders davon [339] dreierlei Arten: 1) Eisenvitriol (grüner Vitriol, grünes Kupferwasser), ein grünes Salz in durchsichtigen Krystallen von säuerlichem zusammenziehenden herben Geschmack; dieses wird in Rammelsberg bei Goslar, in Steinkohlenflözen und bei Vulkanen gefunden; 2) Kupfervitriol (blauer Vitriol, blaues Kupferwasser), ein Salz in blauen Krystallen, von eben solchem, aber widrigem Geschmacke, und findet sich bei Herrengrund in Ungarn; 3) Zinkvitrkol (weißer Vitriol, weißes Kupferwasser), ein Salz von gelblich weißen Krystallen, wird ebenfalls im Rammelsberg und anderwärts gefunden; endlich giebt es auch noch einen Kobald-Vitriol von blaß-rother Farbe. – Da aber diese Vitriole, deren Gebrauch von mancherlei Art und von vielfachem Nutzen ist, z. B. in der Färberei, zur Tinte, auf den Glashütten zu Färbung des Glases, in Druckereien etc. in ihrer natürlichen Quantität bei weitem nicht zureichen, so sucht man sie durch die Kunst auf den so genannten Vitriolsiedereien zu erhalten, wo der Vitriol aus den gedachten Mineralien durch Auslaugen ausgezogen wird.

Eben daher schreiben sich denn nun auch alle die übrigen Erzeugnisse: z. B. Vitriolgeist (Vitriol spiritus) d. h. diejenige Feuchtigkeit, welche beim Brennen des Vitriols zuerst entsteht; ferner Vitriolöhl (aber unschicklich so genannt), oder die dickliche Consistenz, welche beim Ausziehen der Säure in concentrirter Masse erzeugt, und richtiger Vitriolsäure (acidum vitrioli) oder Schwefelsäure genannt wird: es ist dieß eine sehr starke in die Haut ätzende Säure. Im Ganzen geschieht die Bereitung dieser Säuren am besten zu Nordhausen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 339-340.
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