Die Harfe

[170] Die Harfe, (Ital. Arpa, Franz. Harpe) eins der ältesten Saiten Instrumente, das aber wahrscheinlich anfangs Statt der Saiten mit Thierhaaren bezogen war, und dessen Namen man, wenigstens nach der gemeinen Meinung, vom Griech. ἁρπαζειν, reißen (weil die Saiten mit den Fingern gerissen werden) herleitet. Die Figur derselben, wenigstens der gewöhnlichen, ist bekannt; der Gattungen aber giebt es verschiedene: 1) Die ehedem sehr gewöhnliche Spitzharfe (Arpanetta), auch Irländische Harfe genannt. Sie ist mit zwei Reihen Drahtsaiten (welche durch einen doppelten Resonanzboden getrennt sind), und zwar auf der linken Seite, welche den Baß ausmacht, mit gelben, auf der rechten oder der Discant-Seite mit weißen Drahtsaiten bezogen, und wird gewöhnlich, wenn man sie spielen will, auf einen Tisch oder ein Gestell gesetzt; sie ist kleiner und unvollständiger als die übrigen, und daher jetzt nicht häufig mehr im Gebrauch. Weit bekannter und üblicher ist 2) die Doppel- oder Davidsharfe, in Form eines Triangels, mit Darmsaiten bezogen und mit einem Resonanzboden versehen, deren Umfang mehrentheils vom großen C bis ins dreigestrichene [170] c auch d geht. Die Unannehmlichkeit dieses Instruments, dasselbe jedesmahl nach dem Haupttone, aus welchem etwa das Stük geht, einzustimmen, und dann bei vorkommenden fremdartigen Tönen während des Spielens den Wirbel, womit die Saite am Ende befestiget ist, zu drehen, oder diese durch den Druck des Daumens zu verändern, hat eine wichtige Erfindung für die Harfe veranlaßt, wodurch 3) die so genannte Pedalharfe entstanden ist. Vermittelst eines angebrachten Pedals, welcher aus sechs bis sieben Tritten besteht, kann man nun, ohne im Spielen selbst gehindert zu werden, jeden Ton durch alle Octaven um einen halben erhöhen, und folglich mit gleicher Leichtigkeit aus allen Tonarten spielen. Diese glückliche Veränderung hat man ursprünglich einem Deutschen, Namens Hochbrucker zu Donawehrt, in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts zu verdanken, ob sie schon von andern einem Anspacher, Joh. Paul Vetter zu Nürnberg (1730), zugeschrieben wird. Verbesserungen an dieser Pedalharfe, besonders in Ansehung des forte und piano, sind neuerlich von Consineau und Krumpholz in Paris gemacht worden. Uebrigens ist die Stimmung so wie auch der Schlüssel eben so wie heim Clavier, und zwar letzterer gewöhnlich Violin- und Baß-Schlüssel. – Noch giebt es eine Gattung von Harfen, welche zwar von den vorigen sehr abweicht, aber doch des Namens wegen hier bemerkt zu werden verdient; dieß ist die Aeols-Harfe, deren Saiten durch die Luft angesprochen werden. Man hatte nehmlich schon öfters bemerkt, daß ein stark gespannter Eisendraht bisweilen einen harmonischen Klang, besonders wenn sich die Witterung ändern wollte, hören ließ. Dieß bewog den Abt Gattoni zu Mailand, von einem Thurm zum andern Eisendrähte auszuspannen, welche so gestimmt waren, daß sie die sieben Grundtöne angaben. Weil die ganze Vorrichtung mit einer Harfe viel Aehnlichkeit hat, so nannte men sie auch Riesenharfe. Von Zeit zu Zeit giebt sie länger oder kürzer, stärker oder schwächer Töne von sich, gleich einem angenehmen musikalischen Murmeln; und man kann sogar die Witterung darnach bestimmen. Im Kleinen wird dieß Instrument, das man auch meteorologische Harmonica nennt, aus zwei länglich viereckigen Resonanzboden [171] bestehend, auf welche zwei auf einem Stege ruhende Drahtsaiten gespannt sind, an solche Oerter frei aufgehangen, wo die Luft durchstreicht, so daß man, besonders in einiger Entfernung, ein ganz sonderbares Gemisch von Tönen vernimmt.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 170-172.
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