Die Misse

[146] Die Misse, Messe (Lat. missa, Ital. messa). Mit diesem Worte bezeichnet man in der Tonkunst gewisse musikalische Compositionen für Vocal- und Instrumental-Musik über mehrere Lateinische Worte aus biblischen Sprüchen entlehnt, welche, besonders beim katholischen Gottesdienst, während der Verwaltung des Hochamts aufgeführt werden. Sie fangen sich allemahl mit einem Kyrie eleison und Christe an, dann folgt ein Credo, Sanctus und endlich zum Schluß das Agnus Dei. Zur Composition einer solchen Misse gehört unstreitig die größte harmonische Stärke und großer melodischer Reichthum, und man hat in dieser Art die größten Meisterstücke für die Kirchenmusik. Sie werden gemeiniglich mit starker Instrumental-Musik begleitet, so, daß jedoch schwächere Sätze und ein-zweidreistimmige Sologesänge mit stärkern Sätzen, auch mit vollen Chören, abwechseln, wo denn künstliche Nachahmungen bei jenen, so wie gründlich gearbeitete Fugen bei diesen die Seele der Zuhörer aufs vollkommenste beschäftigen und in feierlicher Aufmerksamkeit erhalten können. Mit dem öfters allzu galanten theatralischen Styl der Neuern in dieser Art Musik können die ernstern Tonkünstler nicht zufrieden sein, indem dabei freilich die Würde des Gegenstandes öfters aus den Augen gesetzt wird.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 146.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika