Die Mumien

[199] Die Mumien, (von dem Arabischen Mum, welches das kostbare Persische Erdharz anzeigt) künstlich einbalsamirte Leichname der Verstorbenen. Sie sind eine Erfindung der alten Egypter, welche frühzeitig [199] darauf fielen, todte Körper vor der Verwesung zu bewahren. Die trockne Luft, welche in Egypten weht, erleichterte unstreitig das Geschäft des Einbalsamirens um ein merkliches. Die Materialien, welche die Egypter zur Einbalsamirung benutzten, können wir nicht mit Gewißheit angeben. Man kannte drei Arten der Zubereitung, wovon die kostbarste und weitläuftigste siebzig Tage dauerte. Der Körper wurde nachher in eine feine Leinewand (Byssus) gewickelt und in einen Sarkophag (einen Sarg, der aus Synkomorus-Holz besteht und in unterirdischen Gewölben aufgestellt ist) gelegt. Die Außenseite dieser Sarkophagen war gewöhnlich mit hieroglyphischen Mahlereien versehen, welche auf einigen die Art der Einbalsamirung anzudeuten scheinen. Oft liegen die Mumien auch in Schilf oder Kattun gehüllt, nur wenige Ellen unter dem Sande. Die vorzüglichste Ursache dieser bei den Egpptern so gewöhnlichen Leichenbestattung war wohl der unter ihnen herrschende Glaube, daß die Seelen der Verstorbenen nach einiger Zeit in ihre vormahligen Körper zurückkehren. Seit den Regierungen der Ptolomäer hörte die Gewohnheit Mumien zuzubereiten auf, und in der Folge rechnete man diese Kunst zu den verlornen Geheimnissen des Alterthums. Mehrere Neuere (Hunter in England, Niezky in Halle, welcher letztere einen jungen Grafen von Schimmelmann einbalsamirte) haben jedoch Versuche gemacht, Körper durch künstliche Mittel vor der Verwesung zu schützen. Der Schluß übrigens, den man von den noch erhaltnen Mumien auf die Häßlichkeit der Egypter macht, könnte doch noch manchen Zweifeln unterworfen sein. – Noch immer gräbt man viele Mumien in Egyyten aus, die meisten bei dem Flecken Sakara, und verkauft sie an Liebhaber. Aber nicht sowohl der Preis derselben, als vielmehr die abergläubische Furcht der Matrosen, die sich weigern sie mitzunehmen, ist wie Niebuhr erzählt, Schuld daran, daß im Ganzen so wenige nach Europa kommen. Bekannter Maßen ist auf der Rathsbibliothek zu Leipzig eine Mumie zu sehen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 199-200.
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