Die Obelisken

[283] Die Obelisken, Spitzsäulen, jene berühmten Denkmähler der Egyptischen Baukunst, sind hohe, viereckige, spitz zulaufende Säulen. Sie bestehen aus [283] einem einzigen Granitstein, und sind von verschiedner Höhe (von 50 bis 180 Fuß). Nach der Höhe derselben richtet sich alle Mahl die Breite des Fußgestells, welches, da sie nur allmählig nach oben spitzig zulaufen, niemahls sehr breit ist, und höchstens 25 Fuß im Durchschnitt hat. Auf ihren 4 Seiten findet man meistens hieroglyphische Figuren. Nach einer bekannten Meinung waren sie der Sonne geheiligt, wiewohl es wahrscheinlicher ist, daß sie vielleicht nur zur Verzierung öffentlicher Plätze und Gebäude dienten, oder dem Andenken an merkwürdige Begebenheiten gewidmet waren. – Man hat die Obelisken aus Egypten, wo es deren jetzt noch viele giebt, oft mit großer Mühe in andre Länder geschafft. So waren schon frühzeitig einige nach Rom gekommen, welche aber bei den Verwüstungen, die diese Stadt erfahren hat, größten Theils verschüttet worden waren. In den neuern Zeiten sind sie jedoch wieder ausgegraben worden; und Papst Sirtus V. hat im 16. Jahrh. viere davon aufstellen lassen, worunter der Vaticanische vor der Peterskirche, und der Lateranische vor der Johanniskirche die berühmtesten sind. – Da die Obelisken zur Verschönerung eines Platzes nicht wenig beitragen, so hat die neuere Baukunst sie nachzuahmen gesucht. Unter andern ist auf dem Markte zu Potsdam ein solcher Obelisk von Schlesischem Marmor zu sehen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 283-284.
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