[434] Die Physiognomik, (a. d. Griech. – wirklich schrieb schon unter den Griechen Aristoteles darüber) ist die Kunst, aus den Grundzügen des menschlichen Körpers den bleibenden Charakter eines Menschen zu bestimmen. Man fällt oft überaus schiefe Urtheile über diese Wissenschaft, über welche noch lange geschrieben werden wird, ohne daß vielleicht je ein in seinen Theilen gegründetes System derselben erscheinen dürfte. Ein Hauptgrund dieser schwankenden Urtheile ist dieser, daß man die Physiognomik mit einer ihr verwandten aber von derselben verschiedenen, dabei aber doch weit sicherern Wissenschaft verwechselt; ich meine die Pathognomik, oder die Lehre von den Leidenschaften, welche aus den jedesmahligen Veränderungen der menschlichen Züge die jedes Mahl bei einem Menschen herrschende oder auch abwechselnde Leidenschaft oder Laune anzugeben bemüht ist.