[27] Die Sackpfeife (Lat. Musa, Franz. Musette – noch mehr unter dem Namen Dudelsack bekannt) ist ein ganz altes Instrument, welches ehedem, so wie[27] auch jetzt noch bei gewissen Nationen, in großem Ansehen stand. Eine hölzerne Pfeife, an welcher ein lederner Sack hängt, wird von dem Spieler geblasen, wobei zugleich, indem der aufschwellende Sack oder Schlauch mit dem Arme gedrückt wird, noch zwei andere Pfeifen (welche weiter unten am Schlauch, und zwar die eine länger, die andere kürzer, sich befinden) einen starken, scharfen Ton von sich geben. Bei den Hebräern bestand es, unter dem Namen Sumphoneia, aus zwei Pfeifen, die durch einen ledernen Sack gesteckt wurden. – Die Esthnischen und Finnischen Bauern finden noch heut zu Tage, besonders bei ihren Tänzen, großen Geschmack an diesem Instrument, dessen Erfindung die Alten bald dem Faun, bald dem Pan, bald auch den Lydiern zuschreiben. Wir Deutschen, die wir dasselbe hier und da nur etwa bei herumziehenden Bärenführern erblicken, thun auf den Genuß dieses Instruments gern Verzicht, da hingegen die Bergschottische Gesellschaft in London für die Cultivirung dieses Instruments mehr besorgt zu sein scheint, welche im Jahr 1789 jährliche Preise für die besten Sackpfeifen-Spieler zur Aufmunterung, um in dieser (nach dem Schottländischen Ausdrucke) alten martialischen Musik ihres Vaterlandes sich zu vervollkommnen, ausgesetzt und angesehene Personen in Schottland zu Richtern dieses Wettstreits, welcher auch zu Edinburg gehalten wurde, ernannt hat. Der beste Virtuos erhielt außer der Prämie von 40 Mark Schottischer Münze auch noch einen zierlichen Dudelsack. Im Jahr 1804 wurde ebenfalls zu Edinburg bei Gelegenheit dieses im königlichen Theater gehaltenen Wettkampfs der, der den Preis erhielt, aufgefordert, zu Glasgow eine Sackpfeifen-Academie anzulegen, um junge Leute von Genie in dieser alten National-Musik zu unterrichten.