[385] Die Sternschnuppe ist eine Lufterscheinung, über deren Entstehung und wahre Natur die Physiker, trotz der Nachforschungen, noch nicht einig sind. Bekanntlich sieht man des Abends, im Sommer eben sowohl, als im Herbste und Winter, einige Stunden nach Sonnenuntergang und später in die Nacht hinein, bei hellgestirntem Himmel aus den obern Regionen der [385] Atmosphäre häufig eine leuchtende, flammende, sternähnliche Substanz, dem Anschein nach, auf die Erde herabfallen. Da sie gleichsam von einem Sterne auszugehen, und, wie die Schnuppe von einem Lichte, abzufallen scheint, so hat man ihr jenen Namen gegeben, und auch wirklich in den vorigen Zeiten es als Schnuppen von den Sternen angesehen, ja selbst eine gewisse gallertartige, gelbbräunliche Substanz, die man etwa zufälliger Weise in der Gegend, wo jene Erscheinung hingefallen, gefunden hat, als Rückstand derselben ausgegeben. Ueber die Entstehung und Natur dieses Meteors ist man nicht einig, indem es Manche für elektrische Erscheinungen, die Mehresten für ölichte Dünste, die sich in der Atmosphäre entzünden, oder wenigstens leuchten, noch Andere für chemische Operationen ansehen, die in der Atmosphäre durch die Verbindung und gegenseitige Wirkung der verschiedenen Gasarten erfolgen. Man sieht dem Resultate von den unermüdeten Untersuchungen der Physiker und Meteorologen über diese so häufigen und räthselhaften Erscheinungen mit um so gegründeterer Erwartung entgegen, da man schon die Geschwindigkeit, die Entfernungen und Bahnen der Sternschnuppen zu messen versucht hat.