Die fruchtbringende Gesellschaft

[69] Die fruchtbringende Gesellschaft, oder der Palmenorden, wurde 1617 zu Weimar von Caspar von Teutleben, Hofmeister des Prinzen Johann Ernsts des jüngern, zur Erhaltung und Wiederherstellung der Reinheit unserer Muttersprache gestiftet, welche damahls noch sehr rauh war, und durch Einmischung fremder Wörter und Redensarten [69] überdieß alle Originalität zu verlieren schien. Die Gesellschaft stieg zu einem außerordentlichen Flor, und bekam selbst Reichsfürsten und sogar Carl Gustav, König von Schweden, zu Mitgliedern. Die Einrichtung derselben war großen Theils nach den Italiänischen Akademien geformt; man hatte z. B. um allen Rangstreit zu vermeiden und bürgerliche Mitglieder den höhern gleich zu machen, Jedem einen Namen beigelegt, dessen er sich in der Gesellschaft bedienen mußte. Jedoch verfiel man hierbei in viele Lächerlichkeiten; und noch sonderbarer sind die Gemählde, Wahlsprüche und Namen von Gewächsen gewählt, die neue Mitglieder zum Symbol und Unterscheidungszeichen erhielten. So hieß z. B. der zweite Director, Wilhelm, Herzog zu Weimar, der Schmackhafte; sein Sinnbild war eine Birne mit einem Wespenstich, und der so genannte Wahlspruch: erkannte Güte. Andere hießen der Saftige, der Nährende, der Bittersüße, der Steife u. s. w. Bei Verbesserung der Deutschen Sprache verbannte sie die ausländischen Wörter zu sehr, und erfand Statt derselben seltsame Deutsche; auch nahm sie in der Orthographie auffallende Aenderungen vor. Ueberhaupt ist zu bedauern, daß sich nicht die ganze Gesellschaft zur Herausgabe einiger Werke über die Deutsche Sprache vereinigte, und daß zu wenig große Gelehrte an ihr Theil nahmen; denn in beiden Fällen hätte ihr Nutzen ungleich beträchtlicher sein können als er war. Sie dauerte 63 Jahre, bis 1680, und hatte jedesmahl einen regierenden Herrn zum Oberhaupt.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 69-70.
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