Die rothe und weiße Rose

[334] Die rothe und weiße Rose. So nennt man in der Englischen Geschichte die wegen ihrer blutigen und 32 Jahre dauernden Thronfolgekriege berüchtigten Häuser Lancaster und York, deren ersteres eine rothe, letzteres eine weiße Rose im Wapen führte. Beide stammten von Eduard III. (starb 1377) her, ersteres aus der dritten, letzteres aber erst aus der vierten Linie der Nachkommenschaft desselben. Das Haus Lancaster war also im Besitz der Königswürde; das jüngere Haus, York, behauptete aber, ein näheres Recht durch die Absetzung Richards II. (1399), aus dem Hause Lancaster, erlangt zu haben weil es in die zweite noch ältere Linie geheirathet hatte. Der Krieg wurde vom Herzog Richard von York 1453 eröffnet, und seine Siege halfen seinem Sohne und Enkel, Eduard IV. und V. nachdem Heinrich VI. aus dem Hause Lancaster, entthront worden war, zum Besitz der königlichen Macht, den sie von 1461 – 1483 behaupteten. Richard III. Herzog von Glocester, aus dem Hause York, Bruder Eduards IV. verschaffte sich die Krone 1483 durch Entthronung Eduards V. blieb aber 1485 im Treffen, und nun endlich machte die Thronbesteigung Heinrichs VII. aus dem Hause Tudor, einem Zweige der rothen Rose, den Blutscenen ein Ende. Dieser Krieg ist sehr merkwürdig in der Reihe der Englischen Revolutionen, theils wegen der Grausamkeit, mit der er geführt wurde, und der häufigen Meuchelmordthaten, theils wegen seiner Folgen; und wir können ihn nicht besser als mit den Worten Spittlers in der Europäischen Staatengeschichte charakterisiren. »Er nahm mehr als 60 Personen der königlichen Familie, und mehr als die Hälfte des Englischen Adels hinweg. Der Verlust der schönsten Provinzen auf dem festen Lande – namentlich in Frankreich – war das geringste Uebel. Alle weitere Entwickelung der Constitution wurde aufgehalten, aller Patriotismus verwandelte sich in Parteigeist, und die Sitten des höheren, edlern Theils der Nation arteten in [334] kriegerische Wildheit aus. Allein die Bauern gewannen dabei: die Leibeigenschaft nahm ab; denn die Fälle kamen garzu häufig, daß der Adel seine Landleute und Hörigen (d. h. Leiheigne) bewaffnen mußte.«

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 4. Amsterdam 1809, S. 334-335.
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