[34] Florian von Boijeslin, einer der merkwürdigsten und beliebtesten Schriftsteller des neuesten Frankreichs, war aus ritterlichem Geschlecht, und wurde 1755 im Landhause Florian in Languedoc, dem Eigenthum seiner [34] Väter, geboren. Er erwarb sich bald die Freundschaft Voltaireʼs, ward Dragonerhauptmann, Ludwigsritter und Mitglied der Französischen Akademie, die mehrere seiner Schriften mit dem Preise krönte. Das erste Werk, das er dem Publicum mittheilte, war ein kleines witziges Lustspiel, die beiden Billets, dem bald mehrere schöne theatralische Kunstwerke folgten. Allein sein Genie blieb nicht bei dieser Dichtungsart stehen: die Liebe zum Spanischen Dichter Cervantes machte ihn zum Verfasser zweier vortrefflichen Schäferromane, Galatea und Estelle (deren letzterer besonders schön ist), und welche nebst dem politischen Roman Ruma Pompilius, wo er das Muster eines Regenten in der Person dieses unsterblichen Königs der Römer aufstellt, seine drei vorzüglichsten Werke ausmachen und Meisterstücke sind; wiewohl die letzte Hälfte des Numa die Hoheit der erstern bei weitem nicht erreicht. Seine zur Nachahmung der Spanier geschriebenen Novellen, so wie die neuen Novellen, die den erstern folgten, erwarben ihm ebenfalls allgemeinen Beifall; und noch berühmter machten ihn seine Fabeln, in denen jedoch ein gewisses Mißverhältniß der Erzählung und der Moral herrscht. Er würde noch manche Fehler seiner Werke verbessert haben, wenn nicht die Revolution ihn in der Blüthe seiner Tage weggerafft hätte: denn der Tyrann Robespierre ließ ihn 1794, wenige Wochen vor seinem eignen Sturz, in Verhaft nehmen; und obgleich die gemäßigte Partei ihn dann sogleich befreite, so hatten ihn doch Schrecken und Kummer so sehr ermattet, daß er schon am 12. Septbr. 1794 zu Sceaux lʼUnitte bei Paris im 39. Jahre seines Lebens an gänzlicher Entkräftung starb.