Georg Philipp Telemann

[81] Georg Philipp Telemann, geb. zu Magdeburg 1681, einer der gründlichsten und bekanntesten Tonsetzer des vorigen Jahrhunderts. Schon in seinem 12ten Jahre, wo er noch die Schulen zu Magdeburg [81] besuchte, setzte er eine Oper, die auch dort aufgeführt wurde. Kaum war er 1700 auf die Akademie zu Leipzig gekommen, als er auch schon im folgenden Jahre Organist und Musikdirector an der neuen Kirche daselbst ward. 1704 kam er als Kapellmeister nach Sorau, 1708 als Concertmeister nach Eisenach, 1711 nach Frankfurt a. M. und endlich 1721 als Musikdirector nach Hamburg, wo er auch, mit Beibehaltung seiner Stellen in Eisenach und Baireuth, blieb, und sein Leben im 86. Jahre (1767) beschloß. Merkwürdig war Telemann in vieler Hinsicht. Außer den ersten Anfangsgründen bildete er sich einzig selbst, war einzig sein eigner Lehrer. Auf seinen Reisen bildete er immer mehr seinen Geschmack, besonders auch bei dem 8monathlichen Aufenthalte (1737) in Paris, wo er viel Auszeichnung, ja sogar ein königl. Privilegium auf 20 Jahre erhielt, seine Werke dort herauszugeben. Sein Geschmack bildete sich hier ganz nach dem Französischen. Merkwürdig ist auch Telemann als einer der größten Polygraphen, die in Deutschland gelebt haben; und seiner Werke sind so viele, daß er sie selbst nicht mehr zu zählen vermochte. So hatte er 12 volle Jahrgänge Kirchenmusik, 44 Passionsmusiken, 20 Jubel- und Krönungs-, 12 Trauer-Musiken etc. eine große Menge Oratorien, über 40 Opern, auf 600 Ouvertüren etc. geschrieben; ja, einen Theil dieser Musiken stach er sogar selbst in Zinn. Dabei war er zugleich Dichter, und schrieb auch mehrere theoretische Werke, z B. das Intervallen-System etc. Bei alle dem ist seine Originalität in so vielen seiner Stücke, wenn sie auch viel Fehler haben, seine treffliche Declamation etc. nicht zu verkennen. Unter seine besten Arbeiten – welche in die Jahre 1730 bis 50 fallen – zählt man seine Hirten zu Bethlehem, das befreite Israel, den Tag des Gerichts, das Lied Mirjams etc.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 6. Amsterdam 1809, S. 81-82.
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