[508] Johann Joachim Quanz (geb. zu Oberscheden im Hannöverschen 1697) war von seinem Vater, einem Hufschmid, ebenfalls zu dieser Profession bestimmt. Da er aber als Knabe öfters bei den Bauern mit seiner Baßgeige aufgespielt und an dieser Lebensart mehr Gefallen gefunden hatte, so begab er sich im zehnten Jahre nach des Vaters Tode zu seinem Onkel, Stadtmusicus in Merseburg, in die Lehre, wo er nachher als Kunstpfeifergeselle schon Gelegenheit hatte, in der herzoglichen Kapelle seinen Geschmack zu bilden. Im Jahre 1714 ging er nach Dresden, wo er den 1716 erlangten Dienst eines Stadtpfeifergesellen andern Anträgen in die Kapellen kleiner Fürsten vorzog. Als Hoboist – er hatte sich anfangs die Hoboe zu seinem Lieblingsinstrumente gewählt – bei der so genannten Pohlnischen Kapelle (1718) ging er mit nach Warschau, wo er [508] nun vorzüglich die Flöte zum Gegenstande seines Fleißes machte. Er nahm Unterricht bei dem damahls berühmten Buffardin. Endlich erhielt er (1724) die Erlaubniß, im Gefolge des Pohlnischen Gesandten nach Italien zu gehen; hier traf er (1725) den berühmten Hasse zu Neapel, und wurde durch diesen bei dem alten Aless. Scarlatti (der die blasenden Instrumente sonst nicht leiden konnte) eingeführt, bei welchem er sich sehr in Gunst setzte. Nach mehrern Reisen – er besuchte auch Paris und London – erlangte endlich Quanz in Dresden, wohin er wieder zurückkehren mußte, in der königl. Kapelle einen Posten, bis er 1741 von Friedrich II. welcher ihm schon als Kronprinz sehr oft Anträge gemacht hatte, mit 2000 Thaler Gehalt und andern vortheilhaften Bedingungen nach Berlin berufen wurde. Er blieb bei diesem Monarchen, dessen Lehrer auf der Flöte er ward, und den er sehr oft begleiten mußte, bis an sein Ende, welches 1773 zu Potsdam erfolgte. Quanz hat übrigens nicht bloß als Meister auf der Flöte, sondern auch als Verbesserer dieses Instruments große Verdienste. Schon auf seinen Reisen machte er zu Paris (1726) den ersten Versuch zur Verbesserung der Flöte, indem er ihr noch eine Klappe zusetzte; 1739 fing er an, mit beträchtlichem Vortheil selbst Flöten zum Verkauf zu fertigen; und 1752 erfand er bei diesem Instrumente den Aus- und Einschiebekopf, wodurch die Flöte, ohne Verwechselung der Mittelstücke, um einen halben Ton tiefer oder höher gestimmt werden kann. Seine Anweisung die Flöte zu spielen hat mehrere Ausgaben erlebt. Als Compositeur lebte er zwar meisten Theils nur für seinen Schüler, den großen Friedrich, für welchen er 299 Concerts und 200 Soloʼs gesetzt haben soll, die nicht ins Publicum gekommen sind; aber auch das, was man von ihm in dieser Art hat, wird von Kennern sehr geschätzt, und verräth seine große Kenntniß in der Harmonie. – Wie weit übrigens die Zärtlichkeit und Sorgfalt des Königs für diesen seinen Lehrer ging, sieht man daraus, daß er bei seiner letzten Krankheit selbst Arztes Stelle bei ihm vertrat und für die nöthige Pflegung sorgte, auch ihm zu Ehren nach seinem Tode ein schönes Grabmahl setzen ließ.