[322] Leopold Joseph Maria Reichsgraf von Daun, einer der verdienstvollsten Oesterreichischen Generale, lebte von 1705 bis 1766. Schon sein Großvater und Vatersbruder, hatten dem kaiserlichen Hofe als Generalfeldmarschälle gedient; noch mehr Ruhm erwarb sich sein Vater, Wirich Philipp Lorenz Graf von Daun, dessen glänzendste Periode in den Spanischen Erbfolgekrieg fällt. Allein Leopold Joseph verdunkelte den Glanz aller seiner Vorfahren. Er erwarb sich seine ersten Lorbern in dem Türkenkriege von 1737 bis 1739 als Generalmajor, und wurde im Oesterreichischen Erbfolgekriege noch berühmter, da er zur Belagerung Prags, Eroberung [322] Bayerns und zur Vertreibung der Franzosen bis über den Rhein sehr viel beitrug. Zwei Umstände gründeten nunmehr sein Glück, nehmlich die ausnehmende Klugheit, die er bei einem Zuge über den Rhein und bei dem Rückzuge über eben diesen Fluß gezeigt hatte; und eine Heirath mit der Gräfin von Fux, der Favoritin der Marie Theresie. Er erlangte daher die Stelle eines Generalfeldzeugmeisters und endlich 1757 den Posten eines Generalfeldmarschalls. Er zog dem König von Preußen, welcher schon Prag belagerte, bis nach Collin entgegen, und lieferte hier die unvergeßliche Schlacht (1757) den 18. Junius, wodurch die Belagerung aufgehoben werden mußte, und Böhmen sowohl als die ganzen Oesterreichischen Staaten gerettet wurden. Das Glück begünstigte ihn jedoch nicht immer: denn ungeachtet er mit aller möglichen Klugheit und Vorsicht handelte; so konnte er es doch nicht verhindern, daß er bei Leuthen, Torgau und mehrern Orten empfindliche Niederlagen erlitt Außer der Schlacht bei Collin ist besonders der Ueberfall Friedrichs II. bei Hochkirchen 1758 merkwürdig, und er würde hier das ganze Preußische Heer vernichtet haben, wenn nicht der Prinz von Durlach mit einer Colonne zu spät gekommen wäre. Auch bei Torgau (den 3. Nov. 1760) würde er einen herrlichen Sieg erfochten haben, wenn nicht durch seine Verwundung und Ziethens Entschlossenheit das Glück auf Preußische Seite sich gewendet hätte. Nicht geringere Verdienste erwarb er 1759 den 21. Nov. bei der Gefangennehmung von 11000 Preußen, die unter Finks Commando bei Maxen gelagert waren. Ueberhaupt geben ihm selbst seine heftigsten Feinde das Lob eines der größten Feldherrn neuerer Zeit; und sogar Friedrich der Einzige fürchtete ihn als seinen gefährlichsten Gegner. Er wuste nicht nur musterhafte Plane zu erfinden, sondern sie auch eben so musterhaft auszuführen. Das, was man an ihm fast allgemein tadelt, nehmlich seine Langsamkeit und sein Zaudern, gereicht ihm vielmehr zum größten Ruhm: denn dadurch rettete er mehr als einmal, (gleich dem Fabius Cunctator der Römer, mit dem man ihn immer vergleicht) sein Vaterland aus den dringendsten Gefahren. Und wenn er auch bisweilen besser verstand, Siege zu erkämpfen, als erkämpfte zu benutzen, wenn [323] er auch manchmal den fliehenden Feind nicht rasch genug verfolgte; so that er ihm doch in Dingen, die mancher General für Kleinigkeiten ansieht, außerordentlichen Abbruch, und raubte ihm, so viel er konnte, die Hülfsmittel zur Subsistenz der Armee. Mit einem Worte: daß Oesterreich in diesem verderblichen Kriege der Preußischen Tapferkeit nicht gänzlich unterlag, das verdankt es vorzüglich diesem großen Helden.