Loretto

[411] Loretto, eine Stadt im Kirchenstaate, in der Mark Ancona, nahe am Adriatischen Meere; ein vorzüglicher Wallfahrtsort in der Römischen Kirche, wegen des in der dasigen Domkirche befindlichen heiligen Hauses (la Casa santa), welches, wie die Legende erzählt, das Wohnhaus der Maria in Nazareth gewesen, und von den Engeln hierher gebracht worden sein soll. Es besteht aus Cedernholz und Backsteinen, und hat eine silberne Thüre und Gitter, hinter welchen die Maria mit dem Jesus-Kinde steht. Man findet hier eine unglaubliche und unschätzbare Menge von Kostbarkeiten, die bis auf den heutigen Tag von den frommen Wallfahrern zu unsrer lieben Frauen geschenkt worden sind, und welche nebst den erstaunlichen Reichthümern an Gold und Silber einen überaus großen Schatz ausmachen. Die Stadt Loretto selbst zählt gegen 4000 Einwohner, welche größten Theils von den Fremden leben. Sie war im Frieden mit 500 Mann elenden Truppen besetzt, wobei es, wie Herr von Archenholz bemerkt, klugen und entschlossenen Kapern gar nicht schwer hätte fallen können, diese so nahe am Meere befindlichen Reichthümer abzuhohlen. – In dem neuesten Kriege sind dennoch diese Reichthümer den Franzosen nicht in die Hände gefallen.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 411.
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