[406] Loretto, dieser berühmte Wallfahrtsort des Kirchenstaates, liegt am Musone, 1½ St. vom adriatischen Meere entfernt, in einer überaus fruchtbaren, herrlich kultivirten, mit niedlichen Villen übersäeten Ebene, die einem Lustgarten gleicht, welcher den fernen Apenninen sich anschließt. Sie enthält nach dem Grabe des heil. Petrus das größte Heiligthum der kathol. Kirche, die Santa casa. Mitten in einem prachtvollen Dome prangt dieses, aus Cedernholz gebaut, mit Bildhauerarbeit und cararischem Marmor, mit Kostbarkeiten von Innen und Außen geschmückt, 30 F. lang, 15 breit, 18 hoch, mit einer Thüre und einem Gitter von Silber versehen, [406] hinter welchem Maria mit dem Jesuskinde sich befindet. Rund um die Hütte sieht man seit Jahrhunderten durch das eifrige Knieen der Pilgrime eine breite Spur in die Steinplatten gegraben, und innen Hände und Füße der heiligen Statüen ganz zerküßt von den frommen Lippen. Die 7000 Ew. der Stadt nähren sich vorzugsweise vom Reliquienhandel. Unter den heiligen Geräthschaften zeichnet sich ein goldener, 100 Unzen schwerer Becher aus, welcher der Jungfrau vom Papst Pius VIII. dargebracht wurde; zwischen den ausländischen Schenkungen nehmen wohl die der Vicomtesse Chateaubriand die erste Stelle ein.
K.