[243] Louis Bertrand Castell, ein gelehrter Jesuit zu Paris, (geb. zu Montpellier 1688, gest. 1757) berühmt durch die Erfindung des so genannten Farben-Claviers, das er 1725 bekannt machte, um durch eine melodische Zusammensetzung der Farben die Wirkungen der Musik für das Auge hervorzubringen. Er nahm darin die fünf ganzen Töne c, d, e, g, a, für blau, grün, gelb und violett, die beiden halben Töne f und h aber für Aurora und Orange Farbe an. Krüger hat diese Erfindung verbessert (Miscell. Berol). Obwohl, wie uns dünkt, nur ein unbefangener Sinn dazu gehört, das Abenteuerliche dieser Idee zu erkennen, so hat dieselbe dennoch nicht nur großes Aufsehen erregt, sondern es haben auch selbst scharfsinnige Gelehrte den eigentlichen Punkt, auf den es bei der Widerlegung dieser Idee ankommt, verfehlt. Am richtigsten und ausführlichsten [243] hat Heydenreich (in s. Aesthetik) das Unstatthafte davon gezeigt; zu dessen Gründen vielleicht noch das Einzige hinzu gesetzt werden könnte, daß bloße Farben, ohne an bestimmten Gegenständen bemerkt zu werden, ohnedieß ein sehr schwaches Vergnügen gewähren würden; wiewohl bei der Nachahmung der Wirkungen der Musik auf die Empfindung und die Leidenschaften von bloßem Vergnügen gar nicht die Rede sein kann.