[208] [208] Ludwig Heinrich Christoph Hölty. Dieser unvergeßliche Deutsche Dichter, den das Schicksal zu früh von der kaum betretenen Laufbahn seines Ruhms entfernte, war 1748 zu Mariensee bei Hannover geboren. Sein Vater, ein Landgeistlicher, schickte ihn auf die Schule zu Zelle und von da auf die Universität zu Göttingen, wo er Theologie studirte und nach geendigten Studien als Candidat lebte, zugleich aber sich in den schonen Wissenschaften, besonders in der Dichtkunst, auf das vortheilhafteste auszeichnete. Hier knüpfte er das innigste Band der Freundschaft mit Leisewitz, Bürger, Voß, den Grafen von Stollberg und mehrern der berühmtesten Dichter, und kam durch dieselben der Ausführung seines Vorsatzes, als Dichter unsterblich zu werden, immer näher. Allein übertriebenes Studiren verdarb seinen ohnehin schwachen Körper gänzlich; er zog sich daher in der Blüthe seiner Jugend die Schwindsucht zu, an der er schon 1776 im 28. Lebensjahre starb. Der Werth seiner Gedichte ist allgemein anerkannt. Voll von warmer Liebe für die Natur und für alles, was edel und groß ist, sang er ganz so wie sein Herz empfand. Seine Sprache ist daher ganz kunstlos; die Gedanken sind mit der sanftesten Empfindung vorgetragen; und überall erblickt man den theilnehmendsten Menschenfreund, den feurigsten Sänger der reinsten Liebe und den unverdorbenen Freund der schönen Natur. Seine Gedichte, die größten Theils aus Liedern, zum Theil auch aus Romanzen und Elegien, bestehen, erschienen zuerst 1782 und 1783 zu Halle in zwei Theilen; da aber diese Ausgabe voller Fehler und Verfälschungen war, so gaben Höltyʼs Freunde, Johann Heinrich Voß und Friedrich Leopold Graf zu Stollberg zu Hamburg 1783 in 8. eine echte Sammlung seiner Gedichte heraus, die eben daselbst 1795 in 8. wieder aufgelegt worden ist.