[415] Marcus Annäus Lucanus, ein Römischer Dichter, dessen uns übrig gebliebene Pharsalia (ein Gedicht über den Krieg des Cäsars und Pompejus) einen feurigen und kühnen Geist verräth, war der Bruderssohn des Lucius Annäus Seneca, und wurde im Jahr 38 nach Christi Geburt zu Cordua geboren. Als Kind von acht Monathen kam er nach Rom, wo Aulus Persius sein Mitschüler war. Er setzte sich bei dem Nero durch ein Lobgedicht in Ansehen, und wurde, ehe er noch das gehörige Alter erreicht hatte, von demselben zum Quästor und Augur gemacht. Nero hatte die Wuth, auf dem Parnaß denselben Rang behaupten zu wollen, den er in der Welt einnahm; und Lucan beging [415] die Unklugheit, ihm denselben streitig zu machen. Die Gegenstände, die beide behandelten, waren Orpheus und Niobe; Lucan nahm den Erstern, Nero den Letztern. Der Kaiser erfuhr die Kränkung, seinen Nebenbuhler auf dem Theater des Pompejus krönen zu sehn, und suchte nun alle Gelegenheit auf, ihn zu Grunde zu richten, die er auch bald fand. Aufgebracht gegen seinen Verfolger, nahm Lucan an der Verschwörung des Piso Theil, und wurde zum Tode verurtheilt; indeß ließ ihm der Kaiser die Todesart selbst wählen. Er ließ sich in einem warmen Bade die Adern öffnen, und sagte in seinen letzten Augenblicken (im Jahr Christi 65) die Verse, die er auf einen Soldaten, der auf dieselbe Weise gestorben war, gemacht hatte.
Brockhaus-1911: Lucanus [2] · Lucanus
Heiligenlexikon-1858: Lucanus, S. (5) · Lucanus, S. (6) · Lucanus, S. (7) · Lucanus, S. (1) · Lucanus, S. (2.3) · Lucanus, S. (4)
Herder-1854: Ocellus Lucanus · Lucanus [2] · Lucanus [1]
Meyers-1905: Lucānus cervus · Lucānus · Lucanus
Pierer-1857: Lucanus [2] · Ocellus Lucanus · Lucānus · Lucanus [1]