[243] Neptunus, Latein. (Mythol.) nach der Fabellehre der Griechen (bei denen er Poseidon hieß) und Römer der Gott des Meeres. Er war der zweite Sohn Saturns und der Rhea, ein Bruder Jupiters und Plutoʼs. Da ihm sein Vater nach dem Leben trachtete, so wurde er heimlich in Boeotien, einer Landschaft in Griechenland, erzogen. Bei der Theilung des Reichs der Welt mit seinen Brüdern erhielt er die Herrschaft über das Meer; die Stürme auf dem Meere, auch die Erdbeben werden ihm zugeschrieben. Seine Gemahlin ist Amphitrite, Tochter des Oceanus. – Neptun wird als ein starker bärtiger Mann gebildet, mit dem Dreizack in der Hand; dieser Dreizack oder Tridens, welcher aus einem langen Stabe mit drei Spitzen besteht, ist sein charakteristisches Zeichen, und soll seine Kraft, das Meer zu beunruhigen oder zu stillen, anzeigen. Insgemein sitzt er mit seiner Gemahlin auf einer großen Meeresmuschel, die mit zwei Rossen (nach der neuern Fabel mit Seepferden) bespannt ist; unter seinem zahlreichen Gefolge befinden sich Tritonen, welche auf muschelartigen Trompeten blasen, Nereiden und Najaden. Einen berühmten Tempel hatte Neptun auf der Insel Euböa (jetzt Negropont) im [243] Archipel, und die Griechen feierten ihm zu Ehren die Isthmischen Spiele auf dem Isthmus oder der Coriuthischen Erdenge. – Uebrigens soll er auch das Pferd hervorgebracht (s. Minerva) und die Kunst zu reiten erfunden haben.