[242] Nemesis, (Mythol.) war bei den Griechen und Römern die Göttin der strafenden Gerechtigkeit, welche zugleich gerechte Handlungen belohnte. Die Fabel macht sie gewöhnlich zur Tochter des Oceanus und der Nacht, und bildet sie als ein ernsthaftes Frauenzimmer, mit Flügeln, einem Zaume in der einen und einem Meßstabe in der andern Hand, mit einem Fuße auf einem Rade stehend. Der Zaum zeigt das Zurückhalten von gesetzwidrigen Handlungen, der Meßstab die gerechte Wiedervergeltung an; das Rad und die Flügel beziehen sich auf die Geschwindigkeit, mit der die Strafe das Laster begleitet. Diese Göttin führt noch den Namen Adrastea, auch Rhamnusia, weil sie zu Rhamnus in Attika einen prächtigen Tempel hatte. Man muß die Nemesis von andern Göttinnen der Gerechtigkeit unterscheiden; sie ist bloß Vorsteherin der Strafgerechtigkeit oder der Ausübung peinlicher Gesetze: über die Handhabung der bürgerlichen Gesetze ist Themis [242] gesetzt; und einige machen die Asträa, Tochter der Themis, zur Göttin der Billigkeit.