Oedipus

[288] Oedipus, (Gesch. und Mythol.) ein König zu Theben in Griechenland, der ungefähr 1245 Jahr vor unsrer Zeitrechnung lebte. Seine unglückliche Geschichte ist von den Griechischen Trauerspiel-Dichtern häufig bearbeitet worden. Er soll nehmlich seinen Vater in einem Gefecht unwissend getödret, und seine Mutter, ebenfalls ohne es zu wissen, geheirathet haben, und als die Sache entdeckt worden, in die größte Verzweiflung gerathen sein. – Die Fabel erzählt von ihm, daß er das berüchtigte Räthsel der Sphinx, eines löwenartigen Ungeheuers mit einem weiblichen Kopfe, gelöst habe. Dieses Ungeheuer, welches sich auf einem Gebirge bei Theben aufhielt, legte allen, die es ergriff, folgendes Räthsel vor: »welches Thier des Morgens vierfüßig, am Mittag zweifüßig und Abends dreifüßig einhergehe?« wer dieses Räthsel nicht errathen konnte, wurde von ihm zerrissen. Oedipus erklärte es von der Kindheit, dem Mannes- und Greisenalter des Menschen, worauf sich die Sphinx vom Gebirge herabstürzte. Man sieht leicht, daß die Besiegung irgend eines listigen und gefährlichen Feindes hierunter zu verstehen ist; und daher pflegt man den, welcher eine verwickelte Sache auflöst, einen Oedip zu nennen.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 288.
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