Pegu

[383] Pegu. Dieses berühmte Königreich in der östlichen Halbinsel Ostindiens macht jetzt mit dem nordwärts daran gränzenden Königreich Ava (von dem es unterjocht wurde) und dem kleinen Lande Arrakan am Bengalischen Meerbusen, nebst Stücken von Ascham, einen einzigen Staat aus, den größten auf der Halbinsel, welchem auch Siam von 1767 bis 1775 unterworfen war. Die Gränzen desselben sind, Ava mit eingeschlossen, gegen Norden Tibet, gegen Osten China und Tunkin, gegen Süden Siam und gegen Westen der Bengalische Meerbusen und Ascham. Die Einwohner heißen Barmans oder Bomanen, sind schwarzgelb von Farbe, und haben in ihren Sitten Aehnlichkeit mit den Hindus (s. Ostindien); sie sind aber bei weiten nicht so gutmüthig und arbeitsam als diese, sondern ränkevoll, faul und überaus unreinlich und wollüstig, dabei aber außerordentlich sparsam und mäßig. Ihre Religion kommt der Hinduslehre nahe; auch nehmen sie die Seelenwanderung an, essen aber Thierfleisch und sind sehr abergläubisch. Sie verehren mehrere Gottheiten in Pagoden; die Aufgeklärten nehmen aber nur einen Gott, Godemann, an. Ihre Lehre heißt die Talapoinische. Die Beherrscher dieses Reichs, welche zu Rangon oder Ranguhn ihren Sitz haben, üben den abscheulichsten Despotismus aus; die Unterthanen leben daher bei den herrlichsten Producten des Landes, die besonders in Gold, Silber und Edelsteinen bestehen (unter denen die Rubinen die berühmtesten sind), in der drückendsten Armuth. Der Handel wird von dem Könige fast ausschließend geführt, und ist jetzt, obgleich die Lage des Königreichs selbst dazu sehr bequem ist, und er 1769 den Franzosen aufs neue gestattet wurde, dennoch ganz unbedeutend.

Quelle:
Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 383.
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