Siam

[255] Siam, ein merkwürdiges Königreich und eins der mächtigsten auf der Halbinsel von Ostindien, jenseit des Ganges, gränzt gegen Mitternacht an Laos, gegen Morgen an Tunkin, Cochinchina und Camboya, gegen Mittag an Malacca (in welchem Lande ihm auch einige Könige zinsbar sind) und den Meerbusen von Bengalen, gegen Abend an die Königreiche Ava und Pegu (s. dies. Art.). Es unterhält mit den Europäern, besonders mit den Holländern, starken Handel, der jedoch ganz in den Händen der äußerst despotisch regierenden Könige ist; das ganze Volk leidet unter ihrem Drucke ungemein, und ist in äußerste Dürftigkeit versunken, da es doch die vortrefflichsten Landeserzeugnisse an Gewächsen sowohl, als aus Bergwerken etc. hat. Die Einwohner theilen sich in Sclaven und Freie: doch auch letztere leben nicht viel besser als in der Sclaverei, indem sie dem Könige sechs Monathe hindurch die beschwerlichsten Frohnen thun müssen: allein ihre bewundernswürdige Gelassenheit, oder vielmehr Gefühllosigkeit, macht, daß sie alles Ungemach erdulden. Sie sind faul und betrügerisch, übrigens aber sehr mäßig und sparsam, und in vielen Stücken den Hindus ähnlich (s. Ostindien). Die herrschende Lehre ist die Talapoinische (s. Talapoinen); doch findet man auch katholische Missionen daselbst.

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Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 5. Amsterdam 1809, S. 255.
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